Merkel möchte Argentinien helfen
4. Februar 2020"Wir wissen, dass Argentinien sich in keiner einfachen wirtschaftlichen Lage befindet", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel vor Beratungen mit dem argentinischen Staatschef Alberto Fernández am Montagabend in Berlin. Man wolle schauen, "wo man von deutscher und europäischer Seite unterstützend und hilfreich sein könne".
"Wir begrüßen natürlich auch die Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds", fügte Merkel mit Blick auf Verhandlungen der Regierung in Buenos Aires mit dem IWF hinzu. Argentinien, das eine schwere Wirtschaftskrise durchlebt, will mit dem IWF und anderen Gläubigern die Modalitäten für die Rückzahlung von Verbindlichkeiten im Volumen von 100 Milliarden US-Dollar neu aushandeln.
Fernández ist eigens nach Europa gekommen, um größere IWF-Mitglieder dazu zu bewegen, spätere Rückzahlungen der IWF-Anleihe gutzuheißen. Vergangene Woche war er zunächst nach Italien gereist. Nach seinem Aufenthalt in Deutschland will er noch Spanien und Frankreich besuchen. 2018 hatte der Währungsfonds das südamerikanische Land vor einer Staatspleite gerettet.
Interesse an Investitionen
Merkel betonte, dass das Interesse deutscher Firmen an Investitionen in Argentinien groß sei. Die Kanzlerin und der Präsident unterstrichen zudem die Bedeutung des Mercosur-Freihandelsabkommens zwischen der Europäischen Union und mehreren südamerikanischen Staaten. Dieses ist zwar unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert.
Der Volkswagen-Konzern teilte derweil mit, er wolle weitere rund 800 Millionen Dollar in Argentinien investieren. Die Gelder sollen größtenteils in Anlagen am Standort Pacheco fließen, wo VW ein neues SUV-Modell für Lateinamerika bauen möchte. Volkswagen ist bereits seit 40 Jahren in Argentinien aktiv und beschäftigt dort mehr als 5000 Mitarbeiter. Fernández hatte sich in Berlin auch mit VW-Markenproduktionsvorstand Andreas Tostmann und VW-Lateinamerika-Chef Pablo Di Si getroffen.
Der linksgerichtete Staatschef, der sein Amt erst im Dezember angetreten hat, bemüht sich um Abgrenzung zu seinem Vorgänger, dem rechts-konservativen Mauricio Macri. Unter diesem hatte sich die Inflation in Argentinien verdoppelt. Auch die Schulden waren auf ein Rekordhoch gestiegen: Sie sollen sich derzeit auf gut 330 Milliarden Dollar belaufen.
wa/fw (rtr, dpa, afp)