Safranski mit Börne-Preis ausgezeichnet
28. Mai 2017Rezensionen über Rüdiger Safranskis Biografien kommen selten ohne Superlative aus. Als "Deutschlands Meisterbiograf" bezeichnete ihn die Zeitschrift "Cicero", Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki urteilte, Safranskis Biografien seien "beinahe so lesenswert wie die Werke der Autoren, mit denen sie sich befassen." Der 72-Jährige arbeitet sich an den großen deutschen Denkern und Schriftstellern ab, an denen sonst so mancher Biograf eher scheitert. Nicht so Rüdiger Safranski: Einige seiner anspruchsvollen Werke wie beispielsweise "Goethe. Kunstwerk des Lebens" wurden 2013 zu Bestsellern in der Sparte Sachbuch und in 30 Sprachen übersetzt.
Der Schriftsteller lebt aber nicht ausschließlich in der Vergangenheit. Im Gegenteil: Rüdiger Safranski, der von 2002 bis 2012 das "Philosophische Quartett" gemeinsam mit Peter Sloterdijk im ZDF moderierte, mischt sich oft und analytisch in politische Debatten ein. So verfasste er 2003 ein viel gelesenes Essayband zu Fragen der Globalisierung. 2015 kritisierte er die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik, warf ihr hinsichtlich der bedingungslosen Öffnung der deutschen Grenzen für hunderttausende Flüchtlinge "Gedankenlosigkeit" vor.
"Erträgt Gegenwind gelassen"
Er scheue es nicht, sich in aktuelle Diskussionen einzumischen, begründete daher auch Schauspieler Christian Berkel, der alleinige Preisrichter, die Wahl des diesjährigen Ludwig-Börne-Preisträgers. "Den Gegenwind der politischen Klasse, die seine Meinungen und Analysen mitunter als störend empfindet, erträgt Safranski gelassen", so Berkel bei der Verleihung am 28. Mai in der Frankfurter Paulskirche.
Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung gilt als einer der renommiertesten Preise für Essays, Kritik und Reportagen. Sie ist nach dem Publizisten Ludwig Börne (1786 - 1837) benannt, der als Wegbereiter des politischen Feuilletons gilt. Zu früheren Preisträgern zählten unter anderem "Spiegel"-Gründer Rudolf Augstein, Philosoph Peter Sloterdijk, Bundespräsident a.D. Joachim Gauck, Literat Hans Magnus Enzensberger und FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher.
nw/HF (epd/munziger)