Meisterhafte Barockmalerei: Francisco de Zurbarán
22. Oktober 2015Er wird gern als "Maler der Mönche" bezeichnet. Viele seiner meisterhaft gefertigten Gemälde sind eindringliche Portraits von Frommen und Heiligen, allein den Heiligen Franziskus von Assisi hat er in über 50 Versionen gemalt. Aber der spanische Hofmaler Francisco de Zurbarán (1598 -1664) war weit mehr. Die Maltechniken der zeitgenössischen Barockmaler, die in neuer Perfektion Licht und Schatten für mehr räumliche Perspektive einsetzten, beherrschte er bis zur hyperrealistischen Perfektion (s. Artikelbild). Wie seine Zeitgenossen Caravaggio, Velázquez oder auch die Malerin Artemisia Gentileschi experimentierte Zurbarán mit der akribischen Detailmalerei seiner Zeit: üppige Stoffoberflächen und weiches Tierfell – zum Greifen nah. Mit feinstem Marderhaarpinseln fertigte er auf der Staffelei meisterhafte Stilleben mit reifen Früchten, die zum Anbeißen echt aussahen.
Neuentdeckung eines Klassikers
Die Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf ist in enger Zusammenarbeit mit dem Museo Thyssen-Bornemizsa in Madrid entstanden. Vorn dort kamen nicht nur kunsthistorische Expertise, sondern auch hochkarätige Leihgaben aus der dortigen Sammlung. Auch der Prado in Madrid, die National Gallery in Washington und die Alte Pinakothek in München haben Leihgaben beigesteuert. Ein Großteil der Bilder ist das erste Mal in Deutschland zu sehen, bis auf wenige Ölgemälde aus der Königlichen Sammlung haben die Bilder des berühmten Hofmalers Spanien nie verlassen.
Francisco de Zurbarán zählt in seiner Heimat zu den berühmtesten Künstlern des "Goldenen Zeitalters" Spaniens, der Blütezeit der Schönen Künste im 16./17. Jahrhundert. Seine Gemälde befinden sich noch heute in den Kirchen und Klöstern Andalusiens und der Extremadura, einem kargen Landstrich an der Grenze zu Portugal, für die er viele Bilder angefertigt hat. Erstmals sind Stilleben seines begabten Sohnes Juan in Düsseldorf mit ausgestellt, der schon mit 29 Jahren der Pest zum Opfer fiel und keine eigene Künstlerkarriere machen konnte.
Hofmaler für den spanischen König
Sein Vater Francisco de Zurbarán hat Spanien nie verlassen. Geboren 1598 in einem kleinen spanischen Marktdorf, beginnt er in einer Malerwerkstatt in Sevilla, der damaligen Kunstmetropole Andalusiens, eine handwerkliche Ausbildung. Der fast gleichaltrige Diego Velázquez, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbindet, arbeitet in einer benachbarten Werkstatt. Zurbaráns anfängliche Arbeiten sind geprägt von der Religiosität im tief katholischen Spanien. Aber als ambitionierter Maler sucht er Auswege aus der erstarrten Formensprache der damaligen Malerei, spielt mit Licht und Schatten, um seinen Bilder mehr Tiefe zu geben.
Mit einer eigenen Werkstatt hat Zurbarán schnell Erfolg. Von spanischen Klöstern erhält er lukrative Großaufträge für religiöse Gemälde und stellt sogar Malergesellen dafür ein. Die monumentale Schlichtheit seiner damals außergewöhnlichen Bilder macht ihn in ganz Spanien bekannt. Auch der König erfährt von seiner Kunstfertigkeit und holt ihn 1634 nach Madrid – als königlichen Hofmaler. Zurbarán kann sich dort auch weltlichen Motiven widmen: grandiose Portraits von kraftstrotzenden Gladiatoren aus seinem Herkules-Zyklus und Gemälde elegant gekleideter Hofdamen in üppige Seidenroben zeigen in der Düsseldorfer Ausstellung diese Blütezeit seiner Kunst.
Hyperrealistische Details
Die Maltechnik, wie der berühmte Barockmaler den üppigen Faltenwurf einer kostbaren Adelsrobe, das seidige Fell eines Lämmchens oder das rauhe Leinen einer ärmlichen Mönchskutte auf die Leinwand bannte, fasziniert auch noch heute jüngere Künstlergenerationen. Der Maler Neo Rauch bewundert diese plastische Kunstfertigkeit: "Wie Zurbarán das Licht um die Gegenstände herum legt und sie dadurch kraftvoll heraus modelliert, ist einfach meisterhaft."
Die Ausstellung "Zurbarán. Meister der Details" wurde von der spanischen Königin Letizia höchstpersönlich zusammen mit Bundespräsident Joachim Gauck eröffnet. Bis zum 31. Januar 2016 kann man die Barockmalerei von Francisco de Zurbarán im Museum Kunstpalast Düsseldorf noch bewundern.