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Meinungsmache mit Medienmacht

Oliver Schilling13. Juni 2002

Rupert Murdoch, Medienzar und Multimilliardär, will abermals in das politische Geschehen Großbritanniens eingreifen. Er kündigte an, einen Volksentscheid über die Einführung des Euro zu blockieren.

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Gegen Europa und den Euro: <br>Rupert MurdochBild: AP

In einem Gespräch mit der Financial Times erteilte der sogenannte Medien-Tycoon der Einführung des Euro auf den britischen Inseln eine klare Absage. "Wenn man die Kontrolle über seine Währung aufgibt, verliert man automatisch die Kontrolle über das eigene Steuersystem", sagte Murdoch, der rund vierzig Prozent der englischen Presse kontrolliert. Sollte es zu einer Volksabstimmung kommen, so würde er den Engländern über seine Medien mitteilen: "Stimmt dagegen!".

Anti Euro Protest
London: Stimmung gegen den EuroBild: AP

Neben den EU-Mitgliedern Dänemark und Schweden ist das Königreich bisher nicht der europäischen Währungsunion beigetreten. Die neue Währung ist in Großbritannien äußerst umstritten. Dennoch will die Blair-Regierung das heiße Eisen noch vor den nächsten Parlamentswahlen anpacken. Bereits im Frühjahr nächsten Jahres könnten die Engländer per Volksentscheid über die Zukunft ihrer Währung entscheiden.

Einfluss auf die Politik: Blair dankte Murdoch

Tony Blair
Abhängig von der Mediengunst: Tony BlairBild: AP

Murdoch, der ein geschätztes Gesamtvermögen von 15 Milliarden US-Dollar hat, ist für seine Einflussnahme auf die britische Politik bekannt. Mehrfach wurde ihm vorgeworfen, seine Medien für politische Zwecke zu missbrauchen, insbesondere durch das Massenblatt The Sun. In der britischen Politik gilt es als common sense, dass niemand ohne die Hilfe Murdochs Premierminister werden und wichtige Entscheidungen treffen kann. So bedankte sich beispielsweise auch Tony Blair nach seiner Wahl zum britischen Premierminister 1997 beim Chefredakteur der Sun schriftlich mit den Worten "Ihr habt wirklich viel ausgemacht".

The Sun
Murdochs Sprachrohr "Sun"Bild: AP

Auch der frühere Regierungschef John Major sowie Margaret Thatcher profitierten von der Mediengunst Murdochs. Im Gegenzug kamen Politiker aus allen Lagern Murdoch mit politischen Wohltaten immer wieder entgegen. Kartellrechtliche Prüfungen seiner Expansionen fielen regelmäßig unter den Tisch: Trotz erheblicher Bedenken der Konkurrenz prüften die britischen Kartellbehörden weder den Kauf der Times Anfang der achtziger Jahre noch die Fusion von Murdochs Satellitensender Sky mit der British Satellite Broadcasting.

Globales Medienimperium

Murdochs News Corporation ist mittlerweile in über 52 Ländern tätig. In Großbritannien liest jeder zweite Brite Zeitungen seines Konzerns, darunter neben der Sun auch die konservative Tageszeitung The Times. Auch im Bereich der elektronischen Medien ist Murdoch gut im Geschäft. Unter anderem gehören ihm der britische Fernsehsender BSkyB, die renommierte Hollywood-Produktionsfirma 20th Century Fox sowie der international ausstrahlende Sender Star TV. Rund drei Viertel der Weltbevölkerung können Murdochs Medien nutzen. In Australien kontrollieren Murdochs Blätter bereits 70 Prozent des Pressemarktes. Nur in Kontinentaleuropa hat Murdoch noch nicht Fuß fassen können. Auf dem deutschen Markt ist er lediglich mit Nischenprodukten wie den Sendern tm3 und Vox vertreten. Eine Direktübernahme der insolventen Kirch Gruppe gemeinsam mit dem italienischen Medieunternehmer und Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi schlug im Frühjahr dieses Jahres fehl.

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