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PolitikEuropa

Wie weit wird Putin gehen?

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Miodrag Soric
13. März 2022

Kommt nach den Bomben auf Krankenhäuser mit Frauen und Kindern auch noch die Atombombe? Rational ist das monströse Morden in der Ukraine nicht mehr zu verstehen, meint Miodrag Soric.

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Russland Moskau | Wladimir Putin während Videokonferenz
Bild: Mikhail Klimentyev/AP/picture alliance

Wenn man Wladimir Putin "verrückt" nennen mag, dann ist er es so, wie es einst auch Stalin, Lenin oder Mao waren: Kühl kalkulierende Machtmenschen, fanatisch getrieben von ihrer Ideologie. Putin will Russland wieder zu einer Großmacht machen - egal zu welchem Preis. Er verfolgt dieses Ziel selbst gegen den Willen der eigenen Bevölkerung und der von ihm selbst installierten, korrupten Elite. Beide hat er mit dem Angriff auf die Ukraine nicht nur überrascht - der ehemalige Geheimdienstler hat ihre Interessen verraten!

Denn Putin nimmt mit seinem Krieg die Völker Russlands in Mithaftung: Er zwingt sie, die Folgen seiner Verbrechen zu tragen. Folgen, die weit über den wirtschaftlichen Niedergang Russlands hinaus gehen werden. Russland droht zum Paria dieser Welt zu werden. Der Hass der Ukrainer auf alles Russische wird mit jedem Kriegstag größer. Die Rückkehr zur Diktatur, das Ende von Russlands Öffnung und Modernisierung, die Abwendung von Europa - all das ist Teil von Putins ideologischem Wahn. Er betet ein angeblich einzigartiges "Russentum" als Götze an und fordert, dass andere das ebenfalls tun.

Putin, der Großinquisitor

Dieses Denken ist teuflisch und das Gegenteil des orthodoxen Christentums, auf das sich Putin gerne beruft, wenn es ihm gerade passt. Denn der biblische Gott verbietet gleich im ersten seiner zehn Gebote den Götzendienst, schenkt stattdessen jedem Menschen die Freiheit, um Gutes zu tun. Genau diese Freiheit will Putin den Völkern Russlands und den Ukrainern nehmen. Und gleicht damit Dostojewskis Großinquisitor im Roman "Die Gebrüder Karamasow". Der Inquisitor wirft am Ende sogar Gott vor, einen Fehler gemacht zu haben: Die Freiheit sei nämlich nichts für die Menschen.

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DW-Chefkorrespondent Miodrag Soric

Russland könnte seine Freiheit und Würde zurückgewinnen, wenn Putin diesen Krieg verliert. Doch das wäre das politisches Ende Putins. Er wird also alles tun, um das zu verhindern - und deshalb auf dem Schlachtfeld die Eskalation immer weiter vorantreiben. Er kann sich das leisten, weil er weiß: Nur sein Russland verfügt über Atomwaffen - die Ukraine nicht. Und doch müsste es ihm unangenehm sein, wie sich seine Soldaten in der Ukraine immer mehr fragen, weshalb sie von den Ukrainern als Faschisten beschimpft werden? Oder warum sie überhaupt gegen ihr Brudervolk kämpfen sollen?

Solche Gewissenskonflikte quälen die Ukrainer nicht: Sie verteidigen ihr Land, ihre Heimat, ihre Frauen, Kinder und Alten. Mit dem Mut der Verzweiflung, mit der Bereitschaft notfalls auch größte Opfer zu bringen, stemmen sie sich gegen die materielle Überlegenheit der Angreifer. Der ukrainische David bietet dem russischen Goliath die Stirn.

Ein Sieg um den Preis der Abhängigkeit von China

Doch selbst wenn es Putin gelingen sollte, bei Friedensverhandlungen einen Teil der Ukraine heraus zu brechen: Russland kann keinen Frieden und damit letztlich diesen Krieg nicht gewinnen. Es fehlen ihm die Mittel, um die gesamte Ukraine auf Dauer zu besetzen. Putin hat Russlands Tür zu Europa und zur freien Welt zugeschlagen. Das Land wird also abhängig von China. Die waren schon immer gute Geschäftsleute. Dieses Milliardenvolk wird die Reichtümer Sibirien rücksichtslos plündern, egal ob Öl, Gas, Kohle, Holz oder Nickel. Chinas schnell wachsende Wirtschaft braucht alles - und das möglichst billig.

Russlands Bürger müssen sich jetzt besinnen. Und entsprechend handeln. Wie? Das zeigen Millionen Ukrainer Tag für Tag.