1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Meinung: Aufwachen, DFB in Sachen Equal Pay!

22. Februar 2022

Nicht nur in den USA, auch in Deutschland sollten die Frauen- und Männer-Nationalmannschaften im Fußball bei Erfolgsprämien und Spesen gleichgestellt werden, meint Stefan Nestler.

https://p.dw.com/p/47QwB
Frankreich, Paris: USA Fans mit Plakat "Equal Pay"
US-Fans bei der Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2019 in Frankreich forderten Equal PayBild: picture-alliance/M. Kappes

Von einem "wunderbaren Tag" sprach Superstar Megan Rapinoe. Jahrelang hatten die charismatische, zweimalige Weltmeisterin und ihre Kolleginnen der US-Nationalmannschaft für eine Angleichung der Erfolgsprämien und Spesen von Fußballerinnen an die der Fußballer gekämpft. Sie waren vor Gericht gezogen, hatten Rückschläge einstecken müssen. Am Ende aber waren sie erfolgreich. Möglicherweise auch, weil sie Unterstützung von höchster Stelle erfuhren. US-Präsident Joe Biden hatte sich nach seinem Amtsantritt 2021 bei einem Treffen mit Rapinoe für die gleiche Bezahlung von Fußballerinnen und Fußballern ausgesprochen. Biden drohte sogar für den Fall, dass in dieser Angelegenheit nichts passiere, damit, Fördergelder für die Fußball-WM der Männer 2026 in den USA und Kanada zu streichen.

Stiefmütterlich behandelt

In Deutschland hat Bundeskanzler Olaf Scholz Equal Pay im Fußball noch nicht zur Chefsache gemacht. Angesichts der aktuellen explosiven Lage im Ukraine-Konflikt ist damit auch zeitnah nicht zu rechnen. Doch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wäre gut beraten, nicht auf ein Machtwort aus Berlin zu warten. Vielmehr sollte er seinen eigenen Standpunkt in Sachen Bezahlung der Nationalmannschaften von Frauen und Männern zu überdenken. Bei der WM 2018 in Russland hätten die Spieler des damaligen Bundestrainers Joachim Löw im Erfolgsfall je 350.000 Euro kassiert. Die Spielerinnen von Bundestrainer Martina Voss-Tecklenburg 75.000 Euro, also etwa nur ein Fünftel. Die Begründung des DFB: Die Prämien ergäben sich aus den Vermarktungserlösen.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Aber wie sollen diese Erlöse steigen, wenn man den Frauenfußball weiter so stiefmütterlich behandelt, wie es der DFB tut? Andere Länder sind da schon deutlich weiter. In Brasilien etwa wurden die Erfolgsprämien und Spesen von Männern und Frauen angeglichen, ebenso in England, dem Mutterland des Fußballs. Das Hauptargument: Egal, ob Männer oder Frauen, beide Nationalteams vertreten in derselben Sportart ihr Land. Die Aktiven haben daher auch das Recht, für diese Rolle gleich bezahlt zu werden.

Über den Schatten springen

Der Fußball hinkt in dieser Hinsicht - ebenso wie Basketball und Golf - weltweit deutlich hinterher: Nach einer Erhebung des britischen Senders BBC im Frühjahr 2021 war Equal Pay bei den Preisgeldern global inzwischen in 37 von 48 erhobenen Sportarten gewährleistet. Der DFB könnte mit einer Angleichung der Prämien ein Zeichen setzen, dass er es mit der Förderung des Frauenfußballs wirklich ernst meint. Einfach mal über den eigenen Schatten springen. Der US-Verband hat vorgemacht, wie es geht.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter