Mehr Kindersoldaten in Zentralafrika
5. Januar 2013Es lägen "glaubwürdige Berichte vor, wonach zunehmend Minderjährige von Aufständischen und regierungsnahen Milizen rekrutiert und in den bewaffneten Konflikt" hineingezogen würden, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, in Genf mit. Bei den rekrutierten Kindern handele es sich sowohl um Jungen als auch um Mädchen. Am meisten gefährdet seien jene Kinder, die im derzeitigen Chaos von ihren Eltern getrennt worden seien, sagte der UNICEF-Vertreter für die Zentralafrikanische Republik, Souleymane Diabate.
Laut UNICEF waren bereits vor Beginn des jüngsten Konflikts in dem Land im Dezember rund 2500 Kinder in bewaffneten Gruppen aktiv. Seither habe diese Praxis aber deutlich zugenommen, sagte eine Sprecherin des Kinderhilfswerks. Die Kinder würden zu Kampfeinsätzen und dem Transport von Nachschub gezwungen oder riskierten, sexuell missbraucht zu werden. UNICEF forderte ein sofortiges Ende des Einsatzes von Kindern in dem Konflikt.
Als Kindersoldaten gelten nach der UN-Konvention der Kinderrechte von 1989 alle Kriegsteilnehmer unter 15 Jahren, die direkt an Feindseligkeiten teilnehmen. Ein optionales Zusatzprotokoll der Konvention aus dem Jahr 2002 hebt das Mindestalter für wehrpflichtige Soldaten der ratifizierenden Staaten auf 18 Jahre an. Freiwillige Rekruten über 14 Jahre sind völkerrechtlich nach wie vor legal. UNICEF und die Menschenrechtsorganisationen Terre des Hommes und Amnesty International bezeichnen alle Kämpfer und deren Helfer unter 18 Jahren als "Kindersoldaten".
Verwirrung über Friedensgespräche
Unterdessen gab es in der Zentralafrikanischen Republik Verwirrung über einen möglichen baldigen Beginn von Friedensverhandlungen zwischen der Regierung in Bangui und der Rebellengruppe Séléka. Nach Angaben aus der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECCAS) soll eine Delegation der Rebellen am Sonntag zu Gesprächen nach Gabun reisen. Séléka-Sprecher Eric Massi sagte der Nachrichtenagentur AFP in Paris, er wisse nichts von dem Termin.
Die Rebellenbewegung Séléka hatte am 10. Dezember zu den Waffen gegriffen. Sie wirft der Regierung der früheren französischen Kolonie vor, sich nicht an Vereinbarungen aus dem Jahr 2007 zu halten. Die Aufständischen haben seitdem weite Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Präsident François Bozizé hatte am vergangenen Sonntag seine Bereitschaft zu Verhandlungen mit den Rebellen erklärt. Inzwischen bot er ihnen die Teilnahme an einer Koalitionsregierung und den Verzicht auf eine neue Kandidatur nach Ablauf seiner Amtszeit im Jahre 2016 an. Die Rebellen stoppten daraufhin ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Bangui. Als Vorbedingung für die Aufnahme von Friedensgesprächen fordern sie jedoch den bedingungslosen Rücktritt Bezizés.
Der UN-Sicherheitsrat forderte die Rebellen am Freitag in einer Presseerklärung auf, ihre militärische Offensive zu stoppen und sich aus den eroberten Städten zurückzuziehen. Ihre militärischen Aktivitäten würden die Sicherheit und Stabilität des Landes extrem gefährden, gwfährdeten die Zivilbevölkerung und behinderten humanitäre Maßnahmen, heißt es in dem Dokument.
gmf/det (afp, dapd, dpa, rtr)