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Projekt "Wächterbienen"

23. September 2009

Die Experten stehen vor einem Rätsel: Schon seit Jahren sterben oder verschwinden ganze Bienenvölker. Im Verdacht stehen Milben, Viren, fehlende Blumen oder Pestizide.

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Eine Biene fliegt in eine Sonnenblume (Foto: AP)
Bienen werden in Frankreich langsam zu einer SeltenheitBild: AP

In Frankreich hat mancher Imker seit Mitte der 1990er-Jahre fast alle seine Honigbienenvölker verloren. Im Durchschnitt liegt der Verlust bei 30 Prozent.

Sind die Pestizide Schuld?

Ein Imker im Schutzanzug hebt eine Wabe aus einem Bienenstock (Foto: AP)
Die Imker sind scho seit über zehn Jahren besorgt über das BienensterbenBild: AP

Die Imker meinen, zu wissen, was daran Schuld ist: Insektizide. Denn 1995 wurden erstmals die neuen hochwirksamen Mittel versprüht - und seither sterben die Bienen. Seit fast zehn Jahren gegen die französischen Bienenzüchter und Imker nun schon auf die Straße, um dagegen zu protestieren. Ein erster Erfolg der Bienenzüchter: Die Insektenvernichtungsmittel Gaucho und Regent wurden verboten.

"Ganz global lässt sich zweierlei beobachten: Zum einen sind die Bienen überall dort, wo Pestizide eingesetzt werden, gesundheitlich anfälliger als andernorts. Zum zweiten: Je mehr Pestizide eingesetzt werden, desto angeschlagener ist die Gesundheit der Bienen." Jean-Marc Bonmatin ist Forscher am Zentrum für molekulare Biophysik in Orleans und arbeitet seit neun Jahren zum Thema Bienengesundheit und Pestizide. Doch er sagt auch, dass das Bienensterben nicht überall auf der Welt die gleichen Gründe habe.

Industrieller Ackerbau schädigt Bienen

Ein Mann im Porträt
Henri Clément von der UNAFBild: http://www.unaf-apiculture.info/

Der französische Imkerverband UNAF präsentiert eine Weltkarte mit erschreckendem Inhalt: Die meisten Honigbienenvölker sterben dort, wo die Äcker mit intensiven, industriellen Anbaumethoden bestellt werden. In der internationalen Forscherwelt sorgt dieses Thema für Diskussionen. Denn es gebe eine ganze Reihe Faktoren, die der Honigbiene schaden: Parasiten wie die Varroa-Milbe, Infektionskrankheiten, die Zerstörung von Naturlandschaften und der Klimawandel. Der französische Forscher Bonmatin jedoch ist überzeugt: Wären die Bienen nicht vom massiven Pestizideinsatz so angeschlagen, könnten sie auch mit herkömmlichen Krankheiten und tierischen Gegnern fertig werden.

Mit dem Programm "Wächterbiene" will der UNAF die Biene retten. Mitte Mai 2009 weiht Verbandspräsident Henry Clément sechs neue Bienenstöcke im Pariser Großraum ein - ein Heim für 300.000 Honigbienen. Heute hat das Programm über 30 Partner in Frankreich, darunter Regionalverwaltungen und private Unternehmen. In großen Städten, im Schlosspark von Versailles und in den Weinbergen im Medoc wurden seither neue Bienenkörbe aufgestellt.

Honig direkt aus Paris

Bienen in einer Wabe (Foto: AP)
In der Stadt gibt es weniger Pestizide, darum geht es den Bienen hier besser, glauben einigeBild: AP

Cléments Botschaft: keine Pestizide verwenden und im Garten Blumen als Bienennahrung anpflanzen. "Die Leute sollen begreifen, dass die Bienen unersetzlich sind", sagt Clément. Das wichtigste Argument der Bienenschützer: 80 Prozent aller Pflanzen werden von Insekten bestäubt, allen voran die Honigbiene. Fehlen diese, gehen die Ernten bei Obst und Gemüse, bei Kaffee und Kakao drastisch zurück.

Michel Vampouille, Vizepräsident der Regionalverwaltung vom Großraum Paris, arbeitet dagegen. Im Innenhof vom Regionalratsitz ließ er acht Bienenstöcke aufstellen: "Mitten in Paris produzieren die Bienen sehr viel Honig, denn es gibt dort viel weniger Pestizide als in Agrarregionen", erzählt er. "Und gestochen wurde bislang noch keiner."


Autorin: Suzanne Krause
Redaktion: Julia Kuckelkorn