Mehr als nur der King of Pop
31. Juli 20091992, 14. Februar: Gerade erst hat Michael Jackson sein Album "Dangerous" veröffentlicht, längst hat er den Thron des Popkönigs bestiegen, er ist auf dem Gipfel seines Erfolges - und auf einer ganz persönlichen Tour durch Afrika, auf der Suche nach seinen Wurzeln. Offenbar hat er sie gefunden - ausgerechnet in Sanwi, Westafrika. Zumindest hat er in einem Interview davon erzählt, dass seine Vorfahren aus der Elfenbeinküste stammen. Dann der Höhepunkt seiner Reise: Im Dörfchen Krindjabo lässt er sich zum Prinzen von Sanwi küren - kein Moonwalk, kein Silberhandschuh, dafür aber goldene Krone und schwarz-roter Samtumhang. Michael winkt salbungsvoll in die Menge.
Große Ehre
Normalerweise werde diese Ehre nur Staatsoberhäuptern zuteil, erzählt Musikproduzent Bob Jones. "Michael wurde in Afrika zum König gemacht, man hat ihm Gold geschenkt und all sowas", erzählt Jones weiter. "Die Reise war wunderbar. Wir kamen in dieses Dorf, und schätzungsweise 125.000 Menschen warteten auf uns. Diese Freude war einfach umwerfend. So etwas hatten wir noch nie gesehen, besonders war es auch deswegen, weil Michael ja gar nicht gesungen hat. Es war unglaublich – ich denke nur der Papst oder Nelson Mandela können solche Massen von Menschen anziehen", erinnert sich Jones.
Die Wiege der Menschheit
Echte Heimkehr eines verlorenen Sohnes oder bloß medienwirksame Inszenierung? Den Menschen in Sanwi ist das egal. Sie glauben ihrem Prinzen – schließlich hat der in einem seiner seltenen Interviews Afrika als Wiege der Menschheit bezeichnet. Er liebe Afrika aus tiefstem Herzen, hat Jackson da gesagt. Und er liebe die Menschen in Afrika. Deshalb mache er mit seinen Kindern oft Urlaub in Afrika. "Dieser Kontinent ist so wunderschön, die traumhaften Strände, die Urwälder, die großen Städte, Johannesburg, Kapstadt, aber auch Kenia, Ruanda, die Elfenbeinküste – alles wunderwunderschön!"
Zurück zu den Ahnen
Die Elfenbeinküste – Krindjabo – seine "Heimat" will ihren Pop-Monarchen zurück – so verlangt es der uralte Brauch der Sanwi. "Wenn bei uns ein Prinz außerhalb des Königreichs stirbt, muss er nach Hause gebracht werden, damit wir ihn hier beerdigen können", sagt einer von Jacksons Untertanen. Ein Ratsmitglied wird konkreter: "Der Rat wünscht, dass die sterblichen Überreste von Michael Jackson nach Krindjabo überführt werden mögen. Denn hier wird er eine afrikanische Beerdigungszeremonie erhalten, die eines Michael Jackson würdig ist."
Vorerst dürfte daraus nichts werden. Doch wer weiß, vielleicht schmuggelt irgendjemand Michael Jacksons Krone, Zepter und Umhang aus der kalifornischen Neverland-Ranch nach Krindjabo. Und spätestens dann wird das Dorf in der Elfenbeinküste garantiert zum MJ-Wallfahrtsort – nicht nur für ein langes Gedenk-Wochenende. In Sachen PR macht den Sanwi jedenfalls so schnell keiner was vor.
Autor: Alexander Göbel
Redaktion: Christine Harjes