Mehr als 30 Millionen Euro für chinesische Tierköpfe
26. Februar 2009Stein des Anstoßes sind ein Ratten- sowie ein Kaninchenkopf. Die beiden Tiere aus dem YSL-Nachlass stammen ursprünglich aus China. Und dort gehören sie auch rechtmäßig hin - meint die Regierung in Peking. Denn bei den Stücken handle es sich um Beutekunst.
Pekings Proteste verhallen ungehört
Beide Figuren stammen aus dem 18. Jahrhundert, der Zeit der Qing-Dynastie und standen früher einmal im ehemaligen Pekinger Sommerpalast. Während des zweiten Opiumkrieges hatten französische und britische Truppen die Anlage im Jahr 1860 geplündert. Bis heute wird diese Plünderung in China als große Demütigung begriffen. Peking hatte deshalb im Vorfeld der Auktion versucht, die Versteigerung zu stoppen und vor Gericht die Rückgabe der Tierköpfe gefordert. Die französische Justiz aber hatte den Antrag am Montag abgelehnt.
Empörung in Peking
Der Streit um die beiden Bronzetiere hat mittlerweile längst politische Dimensionen erreicht. "Ich bin gern bereit, die von uns rechtmäßig erworbenen Skulpturen zurückzugeben", sagte Pierre Bergé, der Lebensgefährte des verstorbenen Modeschöpfers Yves Saint-Laurent. Die Rückgabe sei allerdings an eine Bedingung geknüpft. So verlangte Bergé im Gegenzug von China Unabhängigkeit für Tibet sowie die Einhaltung der Menschenrechte. Peking reagierte prompt. Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Ma Zhao Xu, wies den Vorschlag empört zurück. Es sei "aberwitzig, unter dem Vorwand der Menschenrechte die kulturellen Rechte des chinesischen Volkes zu verletzen".
Am Ende verhallte alles verbale Säbelrasseln aus Peking im fernen Paris ungehört. Hase und Ratte wurden am Mittwoch (25.2.2009)wie geplant versteigert - für jeweils 15,7 Millionen Euro.
Auktion der Superlative
Die als "Jahrhundertauktion" angekündigte Versteigerung der Kunstsammlung hat alle Erwartungen übertroffen. Insgesamt brachte die dreitägige Versteigerung einen Erlös von 373,5 Millionen Euro ein, wie das britische Auktionshaus Christie's am Mittwochabend in Paris mitteilte. Christie's hatte mit bis zu 300 Millionen für die gesamte Sammlung gerechnet. Der Erlös überstieg alles, was bisher bei einer privaten Kunstsammlung zusammenkam. Die letzte Rekordauktion einer privaten Kunstsammlung war 1997, damals wurde in New York die Sammlung von Victor und Sally Ganz für 163 Millionen Euro aufgelöst.
Der im Juni verstorbene französische Modeschöpfer hatte die Sammlung über ein halbes Jahrhundert mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé zusammengetragen. Die Erlöse sollen je zur Hälfte in die Aids-Forschung und eine Stiftung zufließen, die Yves Saint Laurents Werk würdigen soll. (bro/fg)