Bedroht, gefährdet, ausgestorben
12. Juni 2014Der Bestand des Dreibindengürteltiers (Tolypeutes tricinctus) sei in den vergangenen zehn bis 15 Jahren um mehr als ein Drittel zurückgegangen, teilte die Weltnaturschutzunion (IUCN) im schweizerischen Gland mit. Die lebenden Vorbilder für den WM-Glücksbringer namens Fuleco sind laut der seit nunmehr 50 Jahren regelmäßig aktualisierten Roten Liste zwar nicht akut vom Aussterben bedroht. Die IUCN-Experten stuften die auch als Nördliches Kugelgürteltier bezeichnete Art jedoch erneut als "verletzlich" (VU, Vulnerable) ein. Laut Definition besteht damit ein "hohes Risiko", dass sie in naher Zukunft ausstirbt. Hauptgrund sei das Schrumpfen der Lebensräume dieser Gürteltiere in den trockenen Buschlandschaften der Caatinga im Nordosten Brasiliens um rund 50 Prozent.
Bedrohte Arten, weil Nachfrage steigt
Viel schlimmer steht es um etliche andere der knapp 74.000 Tier- und Pflanzenarten, die von den IUCN-Wissenschaftlern bewertet wurden. Insgesamt seien mehr als 22.000 vom Aussterben bedroht, erklärte IUCN-Direktorin Julia Marton-Lefèvre. Während die Gefährdung von Tigern, Eisbären oder Nashörnern längst feststeht, überprüfen die Naturschützer jedes Jahr weitere Arten. Auch deshalb nimmt die Zahl der Spezies zu, die als vom Aussterben bedroht eingestuft werden.
Nach der aktualisierten Roten Liste gehören dazu nun auch 79 Prozent aller Frauenschuh-Orchideen in gemäßigten Klimazonen Nordamerikas, Europas sowie Teilen Asiens. Zu den Ursachen gehört der IUCN zufolge neben dem Rückgang von Wäldern, dass weit mehr dieser Wildblumen kommerziell verwertet werden als internationale Handelsregeln erlauben. Von der im Südosten der chinesischen Provinz Yunnan beheimateten Orchideenart Cypripedium lentiginosum gebe es inzwischen nur noch weniger als 100 Exemplare.
Als stark gefährdet gilt auch der neu überprüfte Japanische Aal (Anguilla japonica), eine traditionelle Delikatesse. Die Nachfrage ist enorm, obwohl der Aal der teuerste Nahrungsfisch Japans ist. Vom Aussterben bedroht ist die Art durch eine Kombination von Überfischung, Gewässerverschmutzung und Barrieren für die Migration der Fische. Auch 94 Prozent der rund 100 Arten von Lemuren könnten in absehbarer Zeit von der Erde verschwunden sein, wobei die Bedrohung unterschiedlich stark ist. Lemuren leben auf Madagaskar und gehören zur Gruppe der Feuchtnasenaffen. Vor allem wegen der fortschreitenden Vernichtung der dortigen tropischen Wälder zählen sie inzwischen zu den am meisten gefährdeten Spezies der Welt.
Liste enorm wichtig
Die Rote Liste sei eine Art Fieberkurve der Artenvielfalt, kommentierte die Umweltschutzorganisation WWF. "Sie zeigt, dass es dem Patienten immer schlechter geht." Der Mensch verursache derzeit das größte Massenaussterben seit Verschwinden der Dinosaurier. Es gibt laut WWF aber auch positive Beispiele: So konnten etwa das Wisent oder das Przewalski-Wildpferd durch Wiederansiedlungsmaßnahmen gerettet werden. Die Rote Liste wird seit 1963 veröffentlicht und fasst die Aufzeichnungen vieler Staaten zusammen.
nis/haz (dpa, sid)