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Mehr Masse als Klasse

Zoran Arbutina12. Februar 2009

Die Demokratisierung hat Südosteuropa einen Medienboom beschert. Die Berichterstattung bleibt indes verbesserungswürdig. Statt auf Quantität sollte mehr auf Qualität geachtet werden, so das Fazit einer Konferenz.

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Flut von Revolverblättern kritisiertBild: DW

Jede funktionierende Demokratie braucht eine kritische Öffentlichkeit. Jede Öffentlichkeit, die kritisch sein möchte, braucht dafür auch eine freie Presse und freie Medien. Das ist das bekannte Einmaleins der westlichen Demokratielehre. Um die Medien tatsächlich frei und kritisch zu gestalten, brauchen die dort arbeitenden Journalisten eine gute Ausbildung. "Demokratieförderung durch Journalistenausbildung in Südosteuropa" war der Titel einer dreitägigen Konferenz in Bonn Anfang Februar, veranstaltet von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Robert-Bosch-Stiftung und der Deutschen Welle.

Auf den ersten Blick ist die mediale Entwicklung in Südosteuropa sehr positiv. In den letzten zehn bis fünfzehn Jahren sind zahlreiche neue Zeitungen entstanden, neue Hörfunk- und Fernsehstationen haben den Betrieb aufgenommen. Dazu haben neue Medien wie das Internet weltweiten Zugang zu Informationen ermöglicht.

Masse statt Klasse

Bei genauerer Betrachtung stellt sich aber Ernüchterung ein: Allein die Menge der Medien bedeute noch keinen Fortschritt, sagt Nenad Šebek, Geschäftsführer des "Zentrums für Demokratie und Aussöhnung in Südosteuropa", einer Nicht-Regierungsorganisation aus Thessaloniki. "Pluralismus alleine ist nicht etwas Positives an sich, Pluralismus wird zu etwas Positivem erst, wenn man etwas zu sagen hat und den wirklichen Werten Ausdruck verleiht." Statt einer Zunahme von Medienangeboten, die sich einer mutigen und kritischen Berichterstattung verpflichtet fühlen, kam es Šebek zufolge zu einem Überschuss an Revolverblättern und billigen elektronischen Medien. Sein größter Kritikpunkt ist, "dass man unbedingt den Massengeschmack bedienen will, ohne Rücksicht auf das, was Qualitätsjournalismus sein sollte".

Zwischen Profit und Interessen

Der inflationsartige Anstieg der Medien bringe auch einen inflationsartigen Anstieg von Journalisten mit sich. In Form des so genannten Bürgerjournalismus, bei dem einfache Bürger aufgefordert werden, sich als Berichterstatter zu engagieren. Zudem würden junge Journalisten eingesetzt, die weder gut ausgebildet sind noch angemessen bezahlt werden. Das Ergebnis: Sehr oft entsprächen die medialen Produkte nicht den westlichen Standards, sagt Christoph Sodemann von der "Südost Medienagentur", einer Fernsehproduktionsfirma, die auch Schulungen durchführt und sich schon seit zehn Jahren in Südosteuropa engagiert. "Der Mangel an Qualität hat sehr viel damit zu tun, dass im privaten Sektor Medien als Unternehmen geführt werden, die möglichst schnell ihren Profit maximieren sollen. Da wird überhaupt nicht auf die Qualität des Journalismus geachtet, der Journalismus ist nur schmückendes Beiwerk. Und in den öffentlichen oder staatlichen Medien ist es immer noch so, dass viel zu sehr politische Interessen eine Rolle spielen."

Lange Zeit hätten westliche Geldgeber ihre schützende Hand über einige unabhängige Medien in der Region gehalten und die Journalistenausbildung gefördert. Damit komme man aber nicht mehr weiter, glaubt Nenad Šebek: "Die Medien sind ein Spiegel der Gesellschaft, aber auch die Gesellschaft ist eine Abbildung der Medien. Medien können nicht besser sein als die Gesellschaft, in der sie wirken. Es gibt immer positive Ausnahmen, aber prinzipiell können die Medien nicht fortschrittlicher als die Gesellschaft sein."