"Maximale Präsenzreduzierung" in Ministerien
23. Januar 2021In den Gebäuden vieler Bundesministerien in Berlin sind kaum noch Beamte oder Angestellte anzutreffen - die Homeoffice-Quote beträgt bis zu 85 Prozent, wie eine aktuelle Umfrage ergab.
Im Arbeits- und Sozialministerium von Hubertus Heil (SPD) gelte die Ansage, "wo immer möglich dem Grundsatz 'stay at home' zu folgen", erläuterte eine Sprecherin. Technisch könnten dies bis zu 100 Prozent aller Beschäftigten mit Büroarbeitsplätzen tun - "deutlich über 80 Prozent" arbeiteten auch von zu Hause.
Ähnlich schaut es in anderen Ressorts aus: Im Wirtschaftsministerium von Peter Altmaier (CDU) sitzen nach eigenen Angaben weniger als 20 Prozent der Mitarbeiter vor Ort im Büro. Im Finanzministerium mit Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) an der Spitze wird ebenfalls an die Beschäftigten appelliert, verstärkt mobil zu arbeiten. 80 bis 85 Prozent der im Dienst Befindlichen machen dies, wie es hieß.
"In größtmöglichem Umfang"
Auch im Umweltministerium gilt die Devise: "maximale Präsenzreduzierung". Von daheim aus könnten mehr als 80 Prozent der Beschäftigten arbeiten. Vor der Pandemie seien es maximal 15 Prozent gewesen, berichtete ein Sprecher. Das Justizministerium meldet eine Homeoffice-Quote von 80 Prozent. Im Familienministerium seien derzeit durchschnittlich weniger als 15 Prozent der Beschäftigten in den Dienstgebäuden anwesend. Mobile Arbeit und Homeoffice seien dort allerdings auch schon vor Beginn der Corona-Pandemie in nahezu allen Bereichen möglich und etabliert gewesen.
Das von Horst Seehofer (CSU) geführte Innenministerium gibt eine Homeoffice-Quote von 75 Prozent an, ebenso wie das Verkehrsministerium. Und aus dem Bildungsministerium heißt es: "Gegenwärtig bewegt sich die Präsenz im niedrigen zweistelligen Bereich."
Im Landwirtschaftsministerium sind nach offizieller Darstellung alle Mitarbeiter bis auf Ausnahmen wie Fahrer und Boten technisch für Homeoffice ausgerüstet. Ihnen wurde empfohlen, "von dieser Möglichkeit in größtmöglichem Umfang Gebrauch zu machen". Eine Statistik, wie viele Beschäftigte das tun, gebe es aber nicht, sagte ein Sprecher. Gleiches ist aus dem Gesundheitsministerium von Jens Spahn (CDU) zu hören. Doch seien alle für mobile Arbeit geeigneten Stellen auch entsprechend ausgestattet.
Verpflichtung ohne Rechtsanspruch
Das Bundeskabinett hatte am Mittwoch eine Verordnung verabschiedet, welche die Arbeitgeber dazu verpflichtet, ihren Beschäftigten Homeoffice zu ermöglichen, sofern "keine zwingenden betrieblichen Gründe" dagegen sprechen. Einen Rechtsanspruch darauf gibt es allerdings nicht. Arbeitsminister Heil räumte zudem ein, dass die Einhaltung der Verordnung "nicht flächendeckend kontrolliert" werden könne.
wa/jj (dpa, afp)