Massenflucht aus dem Kosovo
11. Februar 2015Immer mehr Bundesländer schlagen wegen der massenhaften Einreise von Asylbewerbern aus dem Kosovo Alarm. Allein am vergangenen Montag seien etwa 1000 Menschen neu nach Bayern gekommen, davon mehr als 800 aus dem Kosovo, teilte der Chef der Staatskanzlei, Marcel Huber (CSU) in München mit.
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius forderte ein stärkeres Vorgehen gegen die Einreise von Bürgern aus dem Balkan. Sie behinderten die Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak. Aus den Westbalkanstaaten seien im Januar eineinhalb mal so viele Menschen nach Deutschland gekommen wie aus dem Irak und Syrien. 99 Prozent von ihnen hätten keinerlei Aussicht auf Asyl, erklärte der SPD-Politiker. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums stellten deutschlandweit im Januar 3630 Menschen aus dem Kosovo einen Asylantrag. Im Dezember waren es 1956.
Große Armut in dem Kleinstaat
Das mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnte Kosovo hatte sich im Jahr 1999 im Zuge eines blutigen Konflikts von Serbien abgespalten. Im Jahr 2008 erklärte Pristina seine Unabhängigkeit, die jedoch bis heute von Belgrad nicht anerkannt wird. Der Kleinstaat zählt zu den ärmsten Ländern Europas. Etwa 40 Prozent der 1,8 Millionen Einwohner leben in Armut. Kosovaren brauchen eigentlich ein Visum für die Europäische Union. Wenn sie beim illegalen Grenzübertritt ertappt und festgenommen werden, stellen sie in der Regel Asylanträge.
In Ungarn sind in den vergangenen sechs Tagen nach Behördenangaben fast 8000 illegal eingereiste Kosovaren festgenommen worden.(Das Artkeilbild zeigt Kosovo-Flüchtlinge in Budapest). Täglich seien zwischen 667 und 1696 Menschen in Gewahrsam genommen worden, teilte die ungarische Polizei mit. Seit Jahresbeginn beantragten bereits etwa 13.000 Menschen in Ungarn Asyl. Im gesamten vergangenen Jahr waren es etwa 43.000 - nach nur 2200 Anträgen im Gesamtjahr 2012.
Die Regierung in Budapest wünscht einen Einsatz der EU-Grenzschutzagentur Frontex an der Grenze zum benachbarten Serbien. Nach Auffassung der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Deutschland ist die Massenflucht der Kosovaren mit grenzpolizeilichen Maßnahmen jedoch nicht zu stoppen. "Wenn die Menschen dort oft von weniger als zwei Euro pro Tag leben müssen und keinerlei wirtschaftliche Lebensperspektive haben, machen sie sich verständlicherweise auf den Weg in eine bessere Welt", sagte ein GdP-Vertreter.
wl/SC (dpa , afp)