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Zehntausende Basken demonstrieren

12. Januar 2014

Im nordspanischen Bilbao sind mehr als 100.000 Menschen für die Verlegung inhaftierter ETA-Mitglieder auf die Straße gegangen. Sie trotzen damit dem Demonstrationsverbot eines Madrider Gerichts.

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Demonstrierende Basken in Bilbao (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der Sondergerichtshof Audienca Nacional hatte eine ursprünglich geplante Kundgebung zur Unterstützung der ETA-Häftlinge untersagt. Um gegen den Richterspruch zu demonstrierten, schloss sich die nationalistische baskische Partei PNV mit der linken Unabhängigkeitspartei Sortu zusammen. Es war das erste Mal seit 1999, dass sich die regierende PNV einer Demonstration des politischen Rivalen anschloss.

Der Sprecher der Provinzregierung, Josu Erkoreka, kritisierte das Verbot der Demonstration als "schwerwiegend und unverständlich für das baskische Volk". Unter dem Motto "Menschenrechte, Verständigung und Frieden" wurde dem Urteil zum Trotz kurzerhand eine neue Kundgebung angesetzt. Damit solle das Recht auf freie Meinungsäußerung verteidigt werden, sagte Sortu-Sprecher Pernando Barrena zu Beginn.

"Amnestie für alle"

Vielen Demonstranten ging es aber hauptsächlich um die inhaftierten ETA-Mitglieder. Obwohl die Kundgebung ursprünglich als Schweigemarsch geplant war, forderten sie in Sprechchören eine Verlegung aller Häftlinge ins Baskenland. "Amnestie für alle" und "Freiheit, Freiheit", schrien die Menschen immer wieder. Viele skandierten auch Unabhängigkeitsparolen. Als Angehörige von ETA-Häftlingen vorbeizogen, wurde applaudiert.

Rund 110.000 Menschen seien insgesamt auf die Straßen gegangen, teilte die Polizei mit. Die Onlinezeitung "elpais.com" schrieb, es habe sich um eine der größten Kundgebungen der vergangenen Jahre im Baskenland gehandelt.

Noch rund 700 ETA-Mitglieder in Haft

Derzeit befinden sich noch etwa 700 ETA-Aktivisten in Haft, aufgeteilt auf dutzende Gefängnisse in Spanien und Frankreich. Die 52-jährige Itziar Goienetxia, deren Mann seit elf Jahren bei Cádiz in Südspanien im Gefängnis sitzt, nannte die Inhaftierung fern der Heimat eine "doppelte Bestrafung". Sie wohne in der Nähe von San Sebastián im Baskenland und fahre alle zwei Wochen 1200 Kilometer, um ihren Mann zu sehen.

Die ETA hatte zwar 2011 den bewaffneten Kampf für beendet erklärt. Ihre Waffen hat sie allerdings noch nicht abgegeben. In dem rund 40-jährigen Kampf der ETA für einen unabhängigen Basken-Staat im Norden Spaniens und im Süden Frankreichs wurden mehr als 800 Menschen getötet.

Seit vergangenem Oktober wurden mehrere Dutzend ETA-Häftlinge aus dem Gefängnis entlassen. Grund war eine Entscheidung des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs.

gri/se (afp, rtr, dpa)