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Klagen über Schikanen in China

7. April 2021

Der Ton wird deutlicher. Deutsche Maschinenbauer beklagen massive Probleme bei der Einreise nach China. Für einige wird das geschäftsschädigend - und sie vermuten dahinter mehr als nur eine Antwort auf Corona.

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Maschinenbauunternehmen Kirow Ardelt AG
Bild: picture-alliance/dpa

Es ist nicht das erste Mal, dass die deutschen Maschinenbauer durch ihren Verband VDMA vernehmlich klagen, wenn es um die Einreisebedingungen nach China geht. Aber die Klage wird lauter. Das Land habe seine Einreisebedingungen seit Jahresbeginn in der Corona-Pandemie so verschärft, dass es kaum noch möglich sei, Mitarbeiter für Installation, Reparatur oder Wartung zu annehmbaren Bedingungen zu den Kunden in das Land zu schicken, kritisiert der Branchenverband.

Schon Anfang Februar berichtete das Handelsblatt über entsprechende Beschwerden, wie sie eine Umfrage der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Peking dokumentierte. Fast ein Drittel aller deutschen Unternehmen in China konnten demnach dringende Verhandlungen im Land nicht führen. Ein Fünftel blockierte Investitionen wegen der Einreiserestriktionen.

Verschärfte Bedingungen

Die Einreisebeschränkungen seien das größte Problem der AHK-Mitgliedsunternehmen, so das Handelsblatt im Februar. "74 Prozent der Unternehmen gaben Ende vergangenen Jahres an, betroffen zu sein. Und seitdem haben sich die Restriktionen noch weiter verschärft."

Flugzeugpassagiere werden zum Quarantänezentrum in Hongkong gebracht
Vom Flughafen ins Quarantäne-Hotel - hier in Hongkong (Archivbild)Bild: picture-alliance/Photoshot

Jetzt sei "die für eine Einreise notwendige offizielle ministerielle Einladung kaum noch erhältlich", berichtet Ulrich Ackermann, Leiter Außenwirtschaft beim VDMA. Die Folgen: Chinesische Kunden verschieben Zahlungen, deutsche Maschinenbauer haben bei Neu-Aufträgen das Nachsehen. Das gehe aus einer neuen VDMA-Befragung von Mitgliedsfirmen hervor.

Begründet werden die Einreisebeschränkungen mit der Corona-Gefahr. Grundsätzlich gilt eine zweiwöchige Quarantäne nach Einreise in das Land. Reisen die Mitarbeiter danach in eine andere Region, kann laut VDMA eine weitere Quarantäne von ein bis zwei Wochen drohen. Oft seien die Regeln für Unternehmen kaum noch zu überblicken. "Teilweise stehen die Bedingungen unmittelbar vor dem Abflug aus Deutschland noch nicht definitiv fest", berichtete Ackermann.

Hinter dem Wort Quarantäne können sich bisweilen Belastungen der besonderen Art verbergen: "Die Unterbringung in den Quarantänehotels ist gemessen an europäischen Standards häufig unzumutbar", sagte Ackermann. Firmen hätten unter anderem von sehr kleinen Hotelzimmern - teilweise ohne Fenster und ausreichende Belüftung - berichtet, von fehlendem Wäschewechsel sowie mangelhaften Hygienebedingungen, unter denen auch Corona-Tests durchgeführt worden seien.

China Coronavirus Tonghua Quarantäne
Quarantäne in China - hier in Tonghua im JanuarBild: Xu Chang/Xinhua News Agency/picture alliance

Das Handelsblatt berichte bereits vor zwei Monaten über Fotos von Eingereisten, die verschimmeltes Essen oder Ungeziefer wie Kakerlaken oder Bettwanzen in manchen Quarantänehotels zeigten. Klagen auch gegenüber der chinesischen Botschaft in Berlin seien ohne Ergebnis geblieben. "Die Einreiserestriktionen sind eine schwere Belastung für alle Unternehmen und andere deutsche Institutionen wie Schulen, Kulturzentren, Wissenschaftsorganisationen und Medien", so zitierte das Blatt seinerzeit Clemens von Goetze, den deutschen Botschafter in Peking.

"Abriegelung" als Taktik

Inzwischen beklagen in China tätige Unternehmen beträchtliche Schäden durch die Einschränkungen - allerdings auch weitergehende Folgen. "Chinesische Wettbewerber nutzen die 'Abriegelung' Chinas, um in unsere Märkte weiter einzudringen", sagt etwa Christof Boensch von der Geschäftsführung der Frimo Group, "und nutzen die Nicht-Verfügbarkeit der deutschen Experten als Verkaufsargument." Ausnahmeverfahren wie zum Beispiel für Einsätze in Korea, Indien oder den USA sind in China nicht vorgesehen. Zwar können einerseits die Maschinen und Anlagen geliefert werden, die hierfür notwendige Montage und der Service jedoch nicht erbracht werden können. Und also erfolgt auch die Bezahlung oft nicht.

Dabei geht es um einiges. China zählt zu den wichtigsten Einzelmärkten für deutsche Maschinen. Im vergangenen Jahr gingen Maschinen und Anlagen made in germany im Wert von 18,1 Milliarden Euro in die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die USA lagen mit 18,2 Milliarden Euro nur knapp davor an der Spitze. Nach den Zahlen des Branchenverbands VDMA sind geschätzt tausend deutsche Maschinenbauer in China aktiv - nicht wenige davon Mittelständler. 

ar/hb (dpa - VDMA/Archiv)