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Hinteregger distanziert sich von FPÖ-Mann

9. Juni 2022

Nach Berichten über Geschäftsverbindungen zu einem Rechtsextremen reagiert Martin Hinteregger von Eintracht Frankfurt. Er distanziert sich von rechtem Gedankengut und beendet die umstrittene geschäftliche Verbindung.

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Martin Hinteregger im Europa-League-Spiel von Eintracht Frankfurt gegen den FC Barcelona
Stammspieler und Publikumsliebling bei Eintracht Frankfurt: Abwehrspieler Martin HintereggerBild: Heiko Rhode/picture alliance

"Ich habe durch meine Zeit im Profifußball und auch privat Freunde auf der ganzen Welt, und weise Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin klar ab, und setze mich weiter gegen jegliche Art der Diskriminierung ein!", schrieb Hinteregger am Donnerstag in den sozialen Netzwerken und distanzierte sich damit klar von rechtem Gedankengut. Gleichzeitig brach der Fußballprofi von Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt seine Geschäftsbeziehung zum früheren FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl ab. Ursprünglich hatte Hinteregger geplant, in seinem österreichischen Heimatdorf Sirnitz im Bundesland Kärnten ein Fußballturnier zu veranstalten, den "Hinti-Cup". Sickl war Geschäftspartner und Pressesprecher der Veranstaltung.

"Keine Kenntnisse"

Das Statement des 29-jährigen Abwehrspielers war die Reaktion auf einen Bericht des österreichischen Journalisten Michael Bonvalot - und darauf, was dieser ausgelöst hatte. In Bonvalots Blog "Standpunkt" wurde Hintereggers Geschäftsbeziehung zum österreichischen Lokalpolitiker Sickl von der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs thematisiert. Sickl hatte 2018 für Schlagzeilen gesorgt, weil er in Graz Räumlichkeiten an die rechtsextreme "Identitäre Bewegung" vermietet hatte.

"Es ist unglaublich, dass ein Unbekannter solche Dinge über mich behaupten kann", heißt es in einer Erklärung Hintereggers. Er habe keine Kenntnisse "über vergangene oder zukünftige Aktivitäten" seitens der Familie Sickl und wolle lediglich ein Fußballturnier stattfinden lassen, mehr nicht. "Jegliche Geschäftsbeziehung zur Familie Sickl wird aufgrund des aktuellen Wissensstandes mit sofortiger Wirkung abgebrochen, und die Veranstaltung 'Hinti-Cup' wird alternativ geprüft, um eine weitere Vorgehensweise zu klären", schrieb der österreichische Nationalspieler weiter. 

Kontakte zu Rechtsextremen

Allerdings bleibt fraglich, ob Hinteregger tatsächlich nichts über den politischen Hintergrund Sickls wusste. Wie Hinteregger stammt auch Sickl aus Sirnitz. Er saß für die rechtspopulistische Partei FPÖ bis 2021 im Gemeinderat der Stadt Graz und sorgte in dieser Zeit wegen Kontakten zur rechtsextremen Szene für Schlagzeilen.

Als Jugendlicher war Sickl in den 1990er Jahren Mitglied der deutschen Neonazi-Organisation "Nationalistische Front", die 1992 als verfassungswidrig verboten wurde. Die FPÖ hatte dies als "Jugendsünde" des Politikers abgetan. 

Eintracht Frankfurt ohne Kontakt zu Hinteregger

Hintereggers Arbeitgeber Eintracht Frankfurt gab eine offizielle Erklärung ab, in der es hieß: "Eintracht Frankfurt hatte keine Kenntnis von Inhalt und Form der Geschäftsbeziehungen Martin Hintereggers im Zusammenhang mit dem sogenannten Hinti-Cup, den der Frankfurter Verteidiger vollständig selbständig und in Eigenregie geplant und gestaltet hat. Die nun zu Tage getretene geschäftliche und gesellschaftsrechtliche Nähe zu einem Vertreter des rechten politischen Spektrums in Österreich verlangt eine klare Distanzierung."

Der Verein hat sich in der vergangenen Jahren immer wieder deutlich gegen Rechts abgegrenzt, etwa gegen die AFD."Wer das Trikot von Eintracht Frankfurt aus dieser Überzeugung trägt, die wir bei jedem einzelnen unserer Spielerinnen und Spieler voraussetzen, kann nicht gleichzeitig eine bewusste Geschäftsbeziehung zu einer Person eingehen, die in Wort, Tat und Amt wiederholt politisches Zeugnis darüber abgelegt hat, dass sie für Ausgrenzung, Diskriminierung, Rassismus und gesellschaftliche Spaltung steht", heißt es daher in der Pressemitteilung weiter.

Etwas verwundert in der Erklärung der Satz. "Die Verantwortlichen des Klubs haben Hinteregger bisher noch nicht erreicht, sondern konnten die Angelegenheit nur mit dessen Berater erörtern."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter