Markus Lüpertz und Andreas Mühe: Zwei Künstlerwelten in einer Ausstellung in Rostock
Wenn zwei Künstler wie der Maler Markus Lüpertz und der Fotograf Andreas Mühe gemeinsam eine Ausstellung gestalten, prallen (Kunst-)Welten aufeinander. Das lässt schon diese kleine Auswahl erahnen.
Mühe und Lüpertz machen gemeinsame Sache
In der Ausstellung "Ancien Régime" in der Kunsthalle Rostock trifft der ostdeutsche Fotograf Andreas Mühe auf den westdeutschen Maler und Bildhauer Markus Lüpertz. Beide arrangieren Menschen, Figuren, Götter - doch stets mit einer ureigenen Bildsprache. Mal romantisch verklärt, mal verstörend.
Werkserie zum Apoll
96 Zeichnungen fertigte der Künstler Markus Lüpertz von einer Holzfigur aus dem 17. Jahrhundert an. Sie stellt den griechischen Gott Apoll dar. Inspiriert von dieser Schnitzerei schuf Lüpertz seine Blätter direkt vor der Figur. Der Künstler griff das Motiv auf und ergänzte es durch eigene Ideen. Zum ersten Mal zeigt die Kunsthalle Rostock den gesamten Zyklus.
Visueller Verführer
Der Fotograf Andreas Mühe wurde 1979 in der DDR geboren. Seinen Fotografien haftet etwas Theatralisches an. In der Rostocker Kunsthalle lässt er neben Lüpertz' Werken illusionistische Bildwelten voller Bezüge zur deutschen (Kunst-)Geschichte entstehen. Auffällig ist der gekonnte Einsatz des Lichts. Erstmals stellen die beiden Künstler auf eigenen Wunsch ihre Werke gemeinsam aus.
Antike Göttergestalt neu interpretiert
Der Bildhauer Ludwig Münstermann schuf im 17. Jahrhundert die Holzfigur des Apoll. Sie war früher einmal Bestandteil einer Orgel und ist heute im Bode-Museum in Berlin zu sehen ist. Markus Lüpertz nähert sich der klassischen Göttergestalt mit seinen Zeichnungen. Er tritt dabei in Dialog mit der Kunstgeschichte und stellt Apoll immer wieder neu dar.
NS-Ästhetik im Fokus
Andreas Mühe, Sohn des 2007 verstorbenen Schauspielers Ulrich Mühe, sorgte mit seiner bereits bekannten Serie "Obersalzberg" für Furore. Darin setzt sich der 37-jährige Fotograf mit der provokanten Ästhetik einer Diktatur auseinander. Mit seinen Fotos möchte er die Debatte um die NS-Zeit und das Nachdenken über die Instrumente der Macht wach halten.
Sonderrolle von Markus Lüpertz
In diesem Bild ist Apoll, der griechische Gott der Sonne, des Lichts, der Musik und der Prophezeiung vor einem Sternenhimmel zu sehen. Sowohl Mühe als auch Lüpertz setzen sich in ihrem Werk künstlerisch mit der Vergangenheit auseinander.
Banalität des Tatorts
Auch dieses Bild mit dem Titel "Terrasse des Berghofs" gehört zur Serie "Obersalzberg". Geradezu banal wirkt diese deutsche Sitzgarnitur. Die Inszenierung des Mobiliars in einer Studiosituation sowie der geschickte Lichteinsatz suggerieren, dass es sich um einen Tatort handelt, oder um einen Ort, an dem wichtige Entscheidungen getroffen wurden.
Ungewöhnlicher Dialog
Markus Lüpertz wurde 1941 in Nordböhmen geboren und wuchs im Rheinland auf. Er gehört zu den bekanntesten deutschen Künstlern der Gegenwart. Viele seiner Werke werden dem Neoexpressionismus zugeschrieben. Für die Ausstellung in Rostock gestaltete er selbst die Räumlichkeiten. So entsteht ein besonderer Dialog zwischen seinen Zeichnungen und den Fotografien von Andreas Mühe.
Neue Romantik
Andreas Mühe schafft inszenierte Landschaften, mit denen er an das visuelles Gedächtnis des Betrachters appelliert. Ein gutes Beispiel ist dieses Foto mit dem Titel "Gespensterwald". Es erinnert an die Landschaftsgemälde des Romantikers Caspar David Friedrich. Der Mensch in der Natur ist ein immer wiederkehrendes Motiv von Andreas Mühe.