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Malick Sidibé - vom Viehhirten zum Starfotografen

Alexander Göbel20. Februar 2009

Nicht nur seine Fotos, auch Sidibés Biografie spiegelt die Geschichte Malis wider. Sidibé hat auf seinem ungewöhnlichen Lebensweg viele Facetten des Alltags in seinem Land kennengelernt und auf seinen Fotos festgehalten.

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Als Malick Sidibé 1935 in der Provinz geboren wird, gehört Mali zur französischen Kolonie "Sudan". Sidibé, der aus einer Viehzüchterfamilie stammt, kann wegen eines Augenleidens nicht den von seiner Familie erwünschten Beruf des Viehhirten ergreifen. Früh wird dagegen sein zeichnerisches Talent erkannt, und 1951 darf er, auf Vermittlung eines Kolonialbeamten, auf die "Schule der sudanesischen Künste" in Bamako. 1955 verpflichtet ihn der französische Fotograf Gérard Guillat, um dessen Fotostudio in Bamako mit Zeichnungen zu dekorieren. Dort lernt Sidibé das Handwerk der Fotografie und arbeitet, nach Guillats Rückkehr nach Frankreich, ab 1957 zunächst als selbstständiger Gesellschaftsfotograf in der Hauptstadt. Er geht in Bars oder ist bei Sonntagsausflügen entlang der Flussufer des Niger mit seiner Kamera dabei. Es ist vor allem das Leben der einfachen Leute, das er im Bild festhält. Sidibés Fotografien gelten heute als wichtiges Zeugnis des malischen Alltags der Sechziger- und Siebzigerjahre.

Der Fotograf als Ethnologe

Bis in die 1940er hat sich vor allem die afrikanische Landbevölkerung gar nicht fotografieren lassen. Es hieß, Fotografen könnten Menschen durch ihre Linse nackt sehen und das führe zum Verlust ihrer Seelen. Malick Sidibé gehört zur ersten Fotografen-Generation, die das Vertrauen der Menschen in die Fotografie gewinnen konnte. Die Sechzigerjahre, das zeigen diese Fotos, dauerten in Mali auch im folgenden Jahrzehnt an. Die Hoffnungen der Menschen auf mehr Wohlstand mögen sich nicht erfüllt haben, ihre Würde haben sie dennoch nicht verloren. Seit Eröffnung des Studios 1960 sind unzählige Menschen zu Sidibé gekommen, um sich fotografieren zu lassen. Oft klingeln die Kunden am Abend, bevor sie das Nachtleben erkunden wollen. Diese gespannte Stimmung nutzt Sidibé zu seinen meisterhaft komponierten Porträts. Die Gesichter der Menschen wirken lebendig, entspannt, glücklich, selbstbewusst, die Posen sind spontan und natürlich. Von vielen Fotos hat Sidibé aus Geld-Gründen nur einen Abzug machen können. Aber dieser eine Abzug reicht aus, um damit Lebenslust auszudrücken, Humor und Sensibilität.