Krise: Mafia profitiert
14. Dezember 2008Der Frachthafen von Neapel ist einer der wichtigsten Umschlagplätze für die italienische Mafia. In vielen der dort stehenden Container vermutet die Polizei Drogen, Raubkopien und gefälschte Markenartikel. Für den Verkauf werden illegale Einwanderer genutzt, die sonst kein Einkommen haben. So wie der Ghanaer Stephen Dreem, dem es einst genauso ging: "Wir standen auf der Straße und baten die Italiener in vorbeifahrenden Autos um einen Job", erzählt er. "Wir brauchen doch Geld zum Überleben."
Fälschungen boomen
Und die meisten dieser Job-Angebote verstoßen bis heute gegen das Gesetz. So boomt bei der Mafia zurzeit besonders das Geschäft mit Plagiaten - gefälschten Designer-Handtaschen, Mode und Uhren. Die Einwanderer verkaufen die Ware an Ständen - ein harmloses Geschäft im Vergleich zum Drogenhandel. Taucht die Polizei auf, heißt es nichts wie weg. Und trotzdem: Von illegalen Kopien bekommt die "Mafia AG" über sechs Milliarden Euro jährlich in die kriminellen Kassen.
Schutzgelder mit Herz
Nicht nur dadurch leiden die italienischen Ladenbesitzer. Sie müssen auch regelmäßig Schutzgeld an die Mafia entrichten - insgesamt 250 Millionen Euro täglich, rechnete der italienische Einzelhandelsverband aus. Immerhin, die Mafia zeigt Herz: In letzter Zeit gibt es "Ermäßigungen" - angesichts der allgemeinen Wirtschaftskrise.
Und die Mafiosi profitieren sogar von der globalen Wirtschaftskrise: Sie leihen angeschlagenen Banken Geld - zu günstigen Konditionen. Immobilien werden von der Mafia reihenweise zu Niedrigstpreisen eingekauft. Oft investieren die Mafiosi sogar in wirtschaftlich geschwächte Unternehmen - und verschaffen sich dadurch nicht nur Markt-Macht und Einkünfte, sondern vor allem: Sauberes, gewaschenes, legales Geld.
Günstige Gelegenheit
"Leider bietet die Wirtschaftskrise der italienischen Mafia wirklich eine günstige Gelegenheit", analysiert Tano Grasso, Präsident der italienischen Anti-Betrugs-Vereinigung. "Die Mafiosi können jetzt bei legalen Geschäften ihre Hände im Spiel haben und ihr schmutziges Geld aus dem Drogenhandel waschen."
Und so scheint die Mafia das einzige "Unternehmen" weltweit zu sein, das kräftig von der Krise profitiert. Das Geld der Mafia jedenfalls fließt weiter - Container für Container, Tag für Tag, ganz ohne staatlichen Hilfsfonds.