Männer auf ihrem Weg: Merkel-Widersacher
"Mein Mädchen" nannte er sie. Im Alter von 36 Jahren wird Angela Merkel vom politischen Ziehvater Helmut Kohl zur Ministerin gemacht. Erst wurde sie belächelt. Wer an ihr politisch scheiterte, lächelt nun nicht mehr.
Der sprechende Blick: Helmut Kohl
Was sagen diese Augen? Dankbarkeit? Zuneigung? Oder eher ein Gefühl wie: "Das verzeihe ich Dir nie!" Mitten in der CDU-Spendenaffäre hatte die damalige Generalsekretärin Merkel die Partei aufgefordert, "in Zukunft auch ohne ihr altes Schlachtross" in den Kampf zu ziehen. Damit war der CDU-Ehrenvorsitzende Helmut Kohl, hier bei einer CDU-Sitzung 2012, politisch erledigt.
Ihr Chef im Osten: Lothar de Maizière
Merkel nachzusagen, sie habe auch den letzten Ministerpräsidenten der DDR politisch auf dem Gewissen, wäre wohl übertrieben. Aber Lothar de Maizière durfte 1990 zusehen, wie sich die Menschen in seinem Restland fluchtartig in die Einheit retteten, während seine junge Vize-Regierungssprecherin Angela Merkel die Gespräche für den Einheitsvertrag begleitete und damit auf das richtige Pferd setzte.
Rechts von ihr: Roland Koch
Manche, die in der Union von besseren Zeiten schwärmen, verbinden die Träumerei mit diesem ernsthaften Herrn aus Hessen: Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch galt in der CDU als konservative Orientierungsfigur. Er soll dem Kreis angehört haben, der als sogenannter "Andenpakt" (verabredet auf einem Flug nach Chile) zu einer Seilschaft in der Union wurde. Merkel kam ohne Seil aus.
Welt als Wille und Bierdeckel: Friedrich Merz
Ja, der Herr Merz. Was hätte nicht alles aus ihm werden können: Finanzminister sicher, vielleicht auch Bundeskanzler, mindestens. Ein Mann mit scharfem Verstand, gut sitzenden Anzügen und einem feinen Netzwerk in der Union. Doch Merkel entmachtete den Westfalen 2001 als Fraktionschef der Union im Bundestag, obwohl er sich doch die Steuererklärung ausgedacht hatte, die auf einen Bierdeckel passte.
Den hat sie wirklich gefeuert: Norbert Röttgen
Hier gehen die Staatsverantwortlichen Joachim Gauck (rechts, nicht mehr im Amt) und Angela Merkel (links, immer weiter im Amt) mit dem scheidenden Umweltminister Norbert Röttgen durchs Schloss Bellevue. Röttgen hatte bei Merkel - pardon - verschissen, nachdem er als Spitzenkandidat die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen vergeigt hatte und der Kanzlerin eine Mitschuld gab. Das durfte nicht sein.
Er blaffte bis zuletzt: Gerhard Schröder
Als 2005 die Bundestagswahl für Gerhard Schröder verloren ging, hoffte er zunächst, seine SPD werde sich Gesprächen über eine Große Koalition verweigern. "Schön, dass Sie mich noch Kanzler nennen", blaffte er noch am Wahlabend Journalisten an, während seine Herausforderin wohl bereits die künftige Machtarithmetik berechnete. Zwei Monate später war die Schröder-Show vorbei und sie wurde Kanzlerin.
Arrangement der Macht: Wolfgang Schäuble
Wenn jemand Merkel hätte gefährlich werden können, wäre es vielleicht Wolfgang Schäuble gewesen. Kohl hatte den "Kronprinzen" nicht an die Macht gelassen. Nach Attentat sowie Querschnittslähmung bedeutete die Verstrickung in die Spendenaffäre 2000 das Ende seiner Laufbahn als Partei- und Fraktionschef. Merkel machte ihn zum Finanzminister, ließ aber Schäubles Bundespräsidenten-Hoffnungen platzen.
Eine Rechnung offen: Edmund Stoiber
Die Bayern. In diesen Tagen kann man den früheren Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in Talkshows beobachten, wie er vehement gegen die Flüchtlingspolitik Merkels wettert. Vielleicht wurmt es den CSU-Mann, dass er sich 2002 zwar bei einem gemeinsamen Frühstück gegen Angela Merkel als Kanzlerkandidat durchsetzte, doch die Wahl knapp verlor. Minister unter Merkel wollte er später nicht mehr werden.
Am Tisch mit der Chefin: Horst Seehofer
Noch ein Bayer. Horst Seehofer ließ sich - den heißen Atem Markus Söders im Nacken - hinreißen, das Amt des Innenministers unter Merkel zu übernehmen und am Kabinettstisch mit der Chefin Platz zu nehmen. Der Chefin? Der Frau, die er 2015 auf einem CSU-Parteitag öffentlich demütigte. Doch wer solche Minister hat, braucht keine Gegner mehr. Was will Seehofer? Weniger Flüchtlinge? Weniger Merkel?
Drei, zwei, eins: Martin Schulz
Was, den haben Sie schon vergessen? Martin Schulz (rechts) verlor für die SPD krachend die Bundestagswahl 2017, wollte dann erst keinesfalls mit Merkel und dann keinesfalls ohne sie - und stand am Ende völlig blank da, weil die SPD das Hin und Her nicht mehr ertrug. Nun sitzt Schulz im Bundestag und schaut der Kanzlerin beim Regieren zu. Wenn sie der Mann hier in der Bildmitte regieren lässt.
Erst Freund, dann nicht mehr so: Donald Tusk
Hier redet Merkel auf den Präsidenten des Europäischen Rates ein, den Polen Donald Tusk (r.). Lange war Tusk, der auch mit deutscher Unterstützung in Brüssel noch mal eine späte Karriere machte, ein wichtiger Verbündeter. Zuletzt soll er eher auf Distanz gewesen sein und sogar, wenn Korrespondenten Recht haben, Merkels Versuche einer europäischen Lösung der Flüchtlingskrise hintertrieben haben.
Gekommen, um zu bleiben: Jens Spahn
Jens Georg Spahn ist: CDU-Politiker, Bundestagsabgeordneter, Gesundheitsminister, ordentlich konservativ - und alles im allem (so schrieb es die Deutsche Presse-Agentur schon 2016): "Gegenspieler der Kanzlerin". Merkel hatte sich zur Überraschung mancher Beobachter entschieden, Spahn ins Kabinett zu holen. Wenn sie ihn "einhegen" wollte, hat das besser geklappt als mit dem Kollegen Innenminister.
Früher "Parteifreund": Alexander Gauland
Der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland war bis 2013 Mitglied - und durchaus einflussreich - in der CDU. Gemeinsame Bilder von Gauland und Merkel gibt es wenige; das ist keine Gesellschaft, die Merkel sucht. Doch wenn er im Bundestag spricht, hört sie manchmal zu. Und sicher hört sie die Stimmen, die da warnen: Das Chaos in der Union nützte vor allem der AfD, dieser Partei am rechten Rand.