Lüttich: Neuanfang mit Kunst
Schmuddel-Image war gestern: Die belgische 200.000-Einwohner-Stadt wirbt neuerdings als Kulturmetropole für sich. Überall in Lüttich trifft Altes auf Neues. Im Mai eröffnet ein Kunstmuseum, das mit dem Louvre kooperiert.
Futuristische Visitenkarte
Der spektakuläre Bahnhof, den der spanische Stararchitekt Santiago Calatrava entworfen hat, gleicht einer Kathedrale für Reisende. Der Bau des Bahnhofs Liège-Guillemins, der 2009 eröffnet wurde, gab den Startschuss für eine neue Zukunft der belgischen Stadt. Nach dem Ende der Schwerindustrie wagt Lüttich einen Neuanfang mit Kultur.
Aushängeschild des Wandels
Das geschwungene Dach soll Dynamik symbolisieren. Obwohl es 10.000 Tonnen wiegt, wirkt es luftig leicht. Es erinnert an eine Muschelschale und wird von weißen filigranen Stahlträgern gehalten. Wem der Bahnhof als Blickfang nicht ausreicht, kann dort außerdem Kunst besichtigen. Seit vier Jahren wird eine Etage des Parkdecks für Ausstellungen genutzt. Zur Zeit widmet sich eine Schau Salvador Dalí.
Alt trifft neu
Der moderne, verspiegelte Wolkenkratzer im Hintergrund ist der Sitz des Finanzministeriums. Die Altbauten im Vordergrund erinnern an die Vergangenheit Lüttichs. Sie müssen jedoch der neuen Achse vom Bahnhof zur Maas und dem künftigen Musée La Boverie weichen.
Prestigeobjekt: Musée La Boverie
Am 5. Mai eröffnet das neue Musée La Boverie auf einer idyllischen Insel zwischen dem Fluss Maas und einem Kanal. Der Palast der Weltausstellung 1905 wurde dafür aufwendig restauriert und mit einem Anbau des Architekten Rudy Ricciotti erweitert. Neben der städtischen Gemäldesammlung sollen dort in Kooperation mit dem Louvre hochkarätige Sonderausstellungen stattfinden.
Louvre hilft La Boverie
Die Kooperation mit dem Louvre kostet Lüttich lediglich 50.000 Euro. Die Vorteile sind enorm: Das berühmteste Museum der Welt wird künftig Teile seiner Sammlung im Musée La Boverie in Lüttich präsentieren und die Belgier bei der Organisation von Ausstellungen unterstützen.
Umbau zur Kulturmetropole
Schon seit gut zehn Jahren investiert Lüttich in Kultur und Architektur. Rund 500 Millionen Euro wurden investiert. Die eine Hälfte kommt aus städtischen und regionalen Töpfen, die andere Hälfte zahlte die EU. Eine touristische Attraktion ist die Treppe "Montagne de Bueren" hinauf zum Zitadellenhügel.
Metropole mit Tradition
Neu ist auch das Museumszentrum Grand Curtius mit insgesamt 8000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Es beherbergt die Sammlungen von fünf Museen zur Stadtgeschichte. Dazu zählen eine Abteilung für Archäologie, eine Abteilung für Kunstgewerbe, eine Abteilung mit alten Waffen und maasländische Kunst. Das Museum ist nach einem Waffenhändler, Johann Curtius, aus dem 17. Jahrhundert benannt.
Gang durch die Geschichte
Das Curtius-Museum ist selbst ein Kunstwerk: Das Privathaus von Curtius ist heute Teil des Ausstellungszentrums und ist verziert mit kleinen Reliefs. Sie zeigen Wesen aus Fabeln, satirischen Geschichten oder auch Masken. Die Sammlung bietet einen chronologischen Parcours über 7000 Jahre Kunst und Geschichte von Lüttich.
Großes Haus für große Stimmen
Die Opéra Royal, Heimstätte der Königlichen Oper, eröffnet im Jahr 1820, wurde ebenfalls einer Frischzellenkur unterzogen. Der Aufführungssaal und seine Kulissen sind vor wenigen Jahren modernisiert worden. Die Opéra Royal ist eines von vier Opernhäusern in Belgien und gehört zu den größten Europas.