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Unwort des Jahres: "Lügenpresse"

13. Januar 2015

Das "Unwort des Jahres 2014" lautet "Lügenpresse". Das gab die Jury in Darmstadt bekannt. Mit dem Wort hätten schon die Nationalsozialisten Stimmung gegen die Presse gemacht, hieß es zur Begründung.

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Pegida-Demonstration in Villingen-Schwenningen (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/M. Eich

Es gibt Begriffe, die nach Ansicht von Sprachkritikern niemand in den Mund nehmen sollte. Eins davon ist "Lügenpresse", das jetzt zum "Unwort des Jahres 2014" gekürt wurde. Das Schlagwort "war bereits im Ersten Weltkrieg ein zentraler Kampfbegriff und diente auch den Nationalsozialisten zur pauschalen Diffamierung unabhängiger Medien", begründete die Jury ihre Entscheidung. Zuletzt wurde der Begriff von Anhängern der Pegida-Bewegung benutzt, die damit die Berichterstattung der Medien über ihre Ziele und Demonstrationen kritisierte (Artikelbild). Mit dem Ausdruck würden Medien pauschal diffamiert, führte die Jury-Vorsitzende, Nina Janisch, aus. "Eine solche pauschale Verurteilung verhindert fundierte Medienkritik und leistet somit einen Beitrag zur Gefährdung der für die Demokratie so wichtigen Pressefreiheit."

Die User in den sozialen Netzwerken reagierten mit Spott und Ironie. Es gab Ablehnung und natürlich viel Zustimmung unter den Vertretern der Medien.

Sensibler Umgang mit Sprache

Rund 1250 Einsendungen waren eingegangen. Für die sprachkritische Jury standen oft genannte Begriffe wie "Putin-Versteher", "Pegida" und auch "Social Freezing" zur Diskussion. Die Jury - im Kern vier Sprachwissenschaftler und ein Journalist - entscheidet aber unabhängig und richtet sich nicht nach der Häufigkeit der Vorschläge. Ihr Anliegen ist, einen sensibleren Umgang mit Schlagworten in der Öffentlichkeit erreichen.

Das "Unwort des Jahres 2013" war "Sozialtourismus", 2012 "Opfer-Abo". Für 2014 wurde am häufigsten der Begriff "Putin-Versteher" vorgeschlagen. Damit sind Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt gemeint. Da die Bezeichnung einen Eigennamen enthält, galt sie aber nicht als besonders aussichtsreich.

An zweiter Stelle stand "Pegida", die Abkürzung für "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes". Am dritthäufigsten genannt wurde "Social Freezing" - ein Begriff für das Einfrieren von Eizellen, womit Frauen ihren Kinderwunsch auf unbestimmte Zeit verschieben können.

uh/as (dpa)