Lynchmord von Kabul: Ein Jahr Haft
19. Mai 2015Weil sie den Lynchmord an einer jungen Frau in Kabul nicht verhindert haben, hat ein Gericht in der afghanischen Hauptstadt elf Polizisten zu jeweils einem Jahr Haft verurteilt. "Sie werden wegen Pflichtverletzung verurteilt", sagte Richter Safiullah Modschaddidi. Acht weitere Polizeibeamte wurden freigesprochen.
Leiche verbrannt und in Fluss geworfen
Die 27-jährige Farkhunda war am 19. März nahe einer Moschee in Afghanistans Hauptstadt von einer großen Menschenmenge totgeprügelt worden. Ihre Leiche wurde in Brand gesteckt und in einen Fluss geworfen. Ein Amulettverkäufer hatte zuvor fälschlicherweise behauptet, die junge Frau habe einen Koran verbrannt. Mehrere Polizisten hatten der Menschenmenge damals tatenlos zugesehen, wie sie die junge Frau tötete.
Nach Angaben der afghanischen Polizei und der Vereinten Nationen war die Frau vor ihrer Ermordung vier Jahre psychiatrisch behandelt worden. Der Mord wurde im In- und Ausland scharf verurteilt. Wegen des Verbrechens wurden die vier Hauptangeklagten schon zum Tode verurteilt, acht weitere Mittäter erhielten 16 Jahre Haft.
Koran darf nicht zerstört oder beschädigt werden
Der Koran gilt im Islam als heilig und darf nicht zerstört oder beschädigt werden. In Afghanistan haben angebliche oder tatsächliche Koranverbrennungen in der Vergangenheit schon mehrfach schwere Gewalttaten ausgelöst. So starben 2012 mindestens 40 Menschen bei Ausschreitungen, nachdem bekanntgeworden war, dass auf einem US-Militärstützpunkt Exemplare des Korans verbrannt worden waren.
sti/se (afp, dpa, epd)