Manila gegen den Müll
27. Dezember 2006Manila zählt zu den zehn Städten mit der höchsten Luftverschmutzung auf der Welt. Jedes Jahr sterben hier mehr als 2000 Menschen an den Folgen von Umweltverschmutzung. Die drei Hauptquellen Autoabgase, Müllverbrennung und die Industrie bekämpft die Regierung mit diversen Programmen. Doch Projekte wie die Anti-Qualm-Kampagne haben kaum Erfolg, sagt Taxifahrer Eduardo mit einem müden Lächeln: "Die Ziele sind zwar gut, aber die Behörden machen doch nur Geld damit. Sie setzen Strafen für qualmende Autos und Busse fest, nehmen dann aber lieber Schmiergeld." Selten werden Qualmer aus dem Verkehr gezogen.
Baden verboten
Auch sauberes Wasser ist für viele der 13 Millionen Einwohner rar, ebenso wie ein funktionierendes Abwassersystem. Das meiste landet ungefiltert im Fluss - Hausmüll wie industrielle Abfälle. Der Fluss Pasig, der sich durch die Megastadt schlängelt, ist eine einzige Kloake.
Es stinkt nach fauligen Essensresten, der beißende Geruch von Urin, Benzin und anderen Chemikalien liegt in der Luft. Auf der Wasseroberfläche tanzen Plastikflaschen, Kanister, Eimer. Fische gibt es zwar noch - doch wer sie isst, spielt mit seinem Leben.
Eine kaputte Umwelt - selbstverständlich?
Die Menschen haben sich an die kaputte Umwelt gewöhnt, an Gestank, Schmutz, Krankheiten. Manila leidet an den typischen Problemen einer Megastadt: Explodierende Bevölkerungszahlen bedeuten zunehmende Verstädterung, höhere Nachfrage nach Wohnraum und Wasser.
Die Versorgung kann da nicht mithalten. 40 Prozent der Filipinos leben an der Armutsgrenze. Ein Umweltbewusstsein können sie sich nicht leisten, wenn sie sich ums tägliche Brot Sorgen machen müssen. Greenpeace-Aktivist von Hernandez hält das allerdings "für ein obszönes Lebenskonzept. Warum regen sich die Leute nicht stärker über das auf, was sie kaputt macht?"
Starke Gesetze, schwache Umsetzung
Umweltschutz ist auf den Philippinen in strengen Gesetzen zum Schutz von Luft und Wasser verankert. Mehr aber auch nicht. Dass die Gesetze nur unzureichend beachtet werden, hat mit mangelnder Kontrolle, fehlendem Geld und der blühenden Korruptionswirtschaft zu tun. Es sind die gleichen Faktoren, die riesige Müllberge in und um Manila wuchern lassen.
Auf einer von ihnen, der Kippe Payatas, leben 40.000 illegale Müllsammler. Sie kramen nach Verwertbarem, das sie an die umliegenden "Junkshops", so etwas wie Recyclinghöfe, verkaufen können. Sozialarbeiter Aldrin Suan betreut die Müllsammler: "Sie produzieren mit ihrer Arbeit einen riesigen Mehrwert für die philippinische Wirtschaft. Aus Nichts schöpfen die noch einen Wert. Denn wenn sie Papier sammeln und recyclen, müssen keine Bäume gefällt werden. Wenn sie Dosen wiederverwerten, müssen keine Minen ausgebeutet werden. Die Müllsammler sind die besten Umweltschützer." Sie dürften einige der wenigen in Manila sein. Und sie dürften von den meisten unbemerkt bleiben: Müllsammler leben am Rande der Gesellschaft. Und stehen damit für viele Hauptstädter ebenso wenig im Fokus wie die Umwelt.
Autoren: Vilma Capellan und Peter Koppen
Redaktion: Peter Koppen