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Lukrativer Onlinebuchhandel

Katrin Matthaei12. Oktober 2003

Die deutschen Verlage halten den Internet-Buchhandel für das größte Wachstumsfeld der Buchbranche. Das treibt die klassischen Buchhändler in Deutschland zur Flucht nach vorne.

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Auslieferungszentrale von Amazon in SeattleBild: AP

Per Mausklick in die Bücherregale: Vor zehn Jahren noch belächelt - heute treibt der Online-Buchhandel das sonst eher lahmende Buchgeschäft an. Lukrativ ist der Online-Buchhandel zum einen für die deutschen Verlage: Sie halten den virtuellen Buchladen für das größte Wachstumsfeld der Buchbranche. Lukrativ auch für die Online-Händler selber: Allein für dieses Jahr erwarten die nämlich eine Umsatzsteigerung von bis zu 20 Prozent.

Goliath

Auf dem internationalen Markt haben amerikanische Online-Buchhändler die Nase vorn. "Die große Bedrohung kam vor wenigen Jahren durch Amazon. Der wurde bald das H&M für Bücher, wo man alles billig und schnell kaufen konnte", sagt Arnoud de Kemp, Mitglied der Geschäftsführung vom Springer-Verlag und Sprecher des Arbeitskreises für Electronic Publishing (Akep) des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Schnell sei aber klar geworden, dass "Amazon auch nur mit Wasser kocht". Denn Lagerprobleme und Lieferzeiten von bis zu drei Wochen habe auch Amazon. Außerdem müssen die Kunden das Porto für die Büchersendungen zusätzlich zum Kaufpreis bezahlen.

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Gefahr erkannt, Gefahr gebannt: Die mittelständischen Buchhandlungen in Deutschland haben die Flucht nach vorn angetreten. Viele werben mit einer eigenen Homepage um die Kauflust ihrer Kunden. Arnoud de Kemp prophezeit: "Das Phänomen Online-Buchhandlung wird einfach eine verlängerte Dienstleistung der klassischen Buchhandlungen." So versuchen sie ihre Kernkompetenz, nämlich die klassische Kundenberatung, auch über das Internet anzubieten. So wie Manfred Queißer, Inhaber einer Buchhandlung im saarländischen Lebach: "Bei uns kann man Bücher online ordern, und der Kunde bekommt auch gleich gezeigt, ob das Buch lieferbar ist oder nicht. Ich würde die Homepage auf keinen Fall aufgeben. Man muss einen Fuß in diesem Geschäft haben." Seiner Meinung nach unterschätzen viele deutsche Buchhandlungen die Marktchancen des Online-Buchhandels, weil sie den zeitlichen und finanziellen Aufwand einer eigenen Homepage scheuen.

Online-Handel mit Second Hand-Büchern boomt

Ein großes Problem für die klassischen Buchhändler in Deutschland ist aber die Konkurrenz durch Online-Anbieter, die mit gebrauchten Büchern handeln. Die nämlich sind von der Buchpreisbindung ausgenommen und werden von Amazon oder vom Online-Versteigerer Ebay übers Internet angeboten. Täglich ersteigern die Leser mehrere Hunderttausend Bücher über Ebay. Problematisch aber ist, dass viele der verkauften Bücher gar nicht gebraucht sind, sondern neu. Anders gesagt: Manche cleveren Buchhändler nutzen diese Online-Anbieter, um ihre neuen Bücher zu Billigpreisen zu verkaufen.

Schwarze Schafe unter deutschen Buchhändlern?

Bis heute haben klassische Buchhändler keine Möglichkeit, neue Bücher billiger abzusetzen. Auch wenn die Buchhandlung schließt, müssen sie ihre Bücher zu dem Preis verkaufen, die der Verlag festgesetzt hat. Das verleitet zu Missbrauch. Buchhändler Queißer: "Ich kann mir schon vorstellen, dass es dann vielleicht Buchhändler gibt, die aus Altersgründen ihre Geschäfte aufgeben und versuchen, eben auf allen möglichen Kanälen ihre restlichen Bestände noch an den Käufer zu bringen." So unterlaufen auch inländische Buchhändler die Buchpreisbindung. Die steht schon länger unter Beschuss: Ausländische Verlage kritisieren, dass die Preisfixierung durch die Verlage dem europäischen Wettbewerbsrecht widerspreche. Eines scheint letztlich klar: Das Geschäft an der virtuellen Buchtheke wird in der Debatte über die deutsche Buchpreisbindung noch eine große Rolle spielen.