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Bombardements trotz Friedensgesprächen

17. Juni 2015

Ungeachtet der laufenden Friedensgespräche für den Jemen hat die arabische Allianz ihre Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen fortgesetzt. Dabei wurden Berichten zufolge auch 23 Flüchtlinge in einem Konvoi getötet.

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UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed (M.) im Gespräch mit Rebellen in Genf (Foto: Getty)
UN-Sondergesandte für den Jemen, Ismail Ould Cheikh Ahmed (M.) im Gespräch mit Rebellen in GenfBild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz hat einen Armee-Stützpunkt in Jemens Hauptstadt Sanaa sowie Huthi-Stellungen in der Wüste und der Bergprovinz Mahweet bombardiert. Zudem wurde bekannt, dass bei einem Luftangriff auf einen Flüchtlingskonvoi offenbar 23 Menschen getötet wurden. Das Bombardement nahe der südlichen Stadt Aden habe am späten Dienstag versehentlich die Autos von fliehenden Familien getroffen, berichtete die Nachrichtenseite "Aden al-Ghad". Die Militärkoalition nahm zu dem Vorfall zunächst nicht Stellung.

Nach einem Luftangriff steigt am am Mittwoch Rauch über der Haupstadt Sanaa auf (Foto: EPA)
Nach einem Luftangriff steigt am am Mittwoch Rauch über der Haupstadt Sanaa aufBild: picture alliance/epa/Y. Arhab

Mit der Forderung nach einer mindestens zweiwöchigen Waffenruhe hatte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Friedensgespräche in Genf eröffnet. Auch dort sind die die Fronten verhärtet: Die Kriegsparteien weigerten sich bislang, am selben Tisch Platz zu nehmen. Die Delegation der Huthi-Rebellen machte Saudi-Arabien für die Probleme verantwortlich. Dabei habe der Verbündete der jemenitischen Regierung das Ziel verfolgt, "die Verhandlungen zu torpedieren", sagte Delegationsmitglied Adel Schudschah der Nachrichtenagentur AFP. Seine Delegation habe erst nach Intervention der USA und Oman in die Schweiz fliegen können.

Schuldzuweisungen und Forderungen

Die Huthi-Delegation war am Sonntag mit einer von den UN gecharterten Maschine aus dem Jemen aufgebrochen, saß aber danach fast 24 Stunden in Dschibuti fest. Sie verpasste daher den Beginn der Gespräche in Genf am Montag sowie ein Treffen mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Die Rebellen warfen Riad vor, Ägypten und den Sudan aufgefordert zu haben, ihren Luftraum für das Flugzeug der Huthi zu sperren.

Ein Mitglied der Delegation der international anerkannten Exil-Regierung gibt am Rande der Gespräche ein Interview (Foto: Getty)
Ein Mitglied der Delegation der international anerkannten Exil-Regierung gibt am Rande der Gespräche ein InterviewBild: Getty Images/AFP/F. Coffrini

Seit Monaten kämpfen schiitische Huthi-Rebellen im Jemen gegen die Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Dieser floh nach der Einnahme der Hauptstadt Sanaa durch die Rebellen im Januar ins saudiarabische Exil. Eine Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens fliegt seit Ende März Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen und ihre Verbündeten.

Die UN bemühen sich um eine Friedenslösung. Vor den Gesprächen, bei denen es sich vorerst um indirekte Verhandlungen unter UN-Vermittlung handelt, stellten aber beide Seiten Bedingungen. Hadi, der Vertreter nach Genf entsandte, sagte im saudiarabischen Dschiddah laut der amtlichen jemenitischen Nachrichtenagentur Saba, dass seine Regierung mit den Rebellenvertretern in Genf lediglich eine Resolution des UN-Sicherheitsrats diskutieren werde. Diese sieht einen Rückzug der Huthis aus den eroberten Gebieten vor.

Ein Mitglied der Rebellendelegation lehnte direkte Gespräche mit Hadis Regierung ab, da diese "keine Legitimität" habe. Stattdessen forderten die Rebellen Gespräche mit Saudi-Arabien. Huthi-Anführer Abdulmalek al-Huthi warf der jemenitischen Regierung in einer Fernsehansprache vor, sie missbrauche die UN und deren Sondergesandten Ismail Ould Cheikh Ahmed als "Werkzeug" für ihre Eigeninteressen. "Lasst den Vereinten Nationen etwas Neutralität, um ihre Mission fortzusetzen", sagte al-Huthi. "Hört mit Euren dauernden Versuchen auf, ihren neuen Gesandten zu kontrollieren."

Ein jemenitisches Flüchltingskind in Dschibuti (Foto: DW)
Ein jemenitisches Flüchltingskind in DschibutiBild: DW/A. Stahl

Laut UN ist die humanitäre Lage im Jemen angesichts der anhaltenden Kämpfe katastrophal. 80 Prozent der 20 Millionen Einwohner sind demnach auf Hilfe angewiesen. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef sind in den vergangenen zehn Wochen zudem mindestens 279 Kinder ums Leben gekommen. Weitere 402 wurden seit der Eskalation der Gewalt am 26. März verletzt. Der UNICEF-Vertreter im Jemen, Julien Harneis kritisierte zudem, dass immer mehr Kinder von bewaffneten Gruppen eingesetzt würden. Sie müssten Kontrollpunkte bewachen und Waffen tragen. Der Westen befürchtet außerdem, dass im Zuge des Konflikts das islamistische Terrornetzwerk Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel im Jemen weiter erstarkt.

stu/wl (afp, dpa, rtr)