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Live-Chat mit dem berühmtesten Whistleblower der Welt

Greta Hamann23. Januar 2014

Hunderttausende Fragen, 13 Antworten. Edward Snowden nahm sich fast zwei Stunden Zeit für einen Chat im Internet. Der Zuspruch war groß. Snowden nutzte die Gelegenheit zur Kritik an der NSA und Obama.

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Portrait Edward Snowden. (Foto: AP)
Bild: picture alliance/AP Photo

"Frag Snowden" - #asksnowden. Den ganzen Tag (23.01.2014) lief dieser Hashtag durch den Kurznachrichtendienst Twitter. Menschen rund um den Globus wollten dem früheren US-Geheimdienstmitarbeiter, der zurzeit im Asyl in Russland ist, ihre Fragen stellen. Ab 21 Uhr deutscher Zeit würde Edward Snowden persönlich dann ausgewählte Antworten auf der Webseite seiner Unterstützer veröffentlichen.

Doch zunächst passierte erst einmal nichts. Nur der große "Spenden"-Button leuchtete im hellen Orange von der Webseite. Nach vier Minuten die erste Frage: Sie kam von der Twitter-Nutzerin @savagejen aus Texas, USA, die sich in ihrem Profil selbst als "Hacker mommy" bezeichnet. Sie wollte von Edward Snowden wissen: "Glauben Sie, dass sich unsere Demokratie von den Schäden, die die NSA-Spionage verursacht hat, wieder erholen kann?"

Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. "Ja", hieß es kurz darauf in dem Text, der auf der Webseite erschien. "Was unser Land stark macht, ist unser Wertesystem und nicht eine Momentaufnahme unserer Behörden oder unser gesetzlicher Rahmen."

Snowden kritisiert NSA und Massenüberwachung

Aus den hunderttausenden Nachrichten, die per Twitter an den Ex-NSA-Mitarbeiter gesendet wurden, suchte dieser sich zunächst größtenteils Fragen aus, die die US-amerikanische Innenpolitik und die NSA betrafen und ihm viel Möglichkeit zur Kritik gaben.

Screenshot Twitteraktion Trendsmap Asksnowden. (Foto: Screenshot http://trendsmap.com)
Aus der ganzen Welt kamen die Fragen an Edward SnowdenBild: trendsmap.com

Snowdens Antworten auf diese Fragen fielen dementsprechend lang aus. So sprach er erneut die "rücksichtslose Massenüberwachung, bei der Regierungen Milliarden und Milliarden und Milliarden Kommunikationsdaten Unschuldiger erfassen" an. Das werde nicht getan, weil es nötig wäre, so Snowden, sondern lediglich, weil es aufgrund neuer Technologien einfach und billig sei. Außerdem glaube er, dass es möglich sei, die Überwachung der Geheimdienste einzuschränken: "Wir können die Gesetze korrigieren, die Dienste einschränken und die Beamten, die für diese widerrechtlichen Programme verantwortlich sind, zur Rechenschaft ziehen."

"Unter welchen Umständen würden Sie in die USA zurückkommen?"

Auf die Frage, unter welchen Umständen er in die USA zurückkommen würde, kritisierte er das aktuelle Whistleblower-Gesetz in den USA, das es ihm unmöglich mache, zurückzukehren und vor einem US-Gericht eine "faire" Verhandlung zu bekommen. "Es wäre die beste Lösung für die Regierung, die Öffentlichkeit und für mich", würde er zurück in die USA gehen. Doch die aktuelle Gesetzeslage biete ihm keinerlei Schutz, so Snowden.

Screenshot Twitter Asksnowden
Manche wollten nur "danke" sagenBild: twitter.com

Auch einer kritischen Frage stellte sich Snowden. So wollte der Nutzer @MichaelHargrov1 wissen: "Haben Sie auf die Privatsphäre Ihrer Kollegen geachtet als Sie deren Log-In-Daten und Passwörter stahlen?" Der Fragende, der sich in seinem Twitter-Profil als "ehemaliger Army-Soldat und stolzer Demokrat und Unterstützer von Präsident Obama", bezeichnet, bezog sich auf einen Artikel der Nachrichtenagentur Reuters.

Allerdings fiel die Antwort auf diese Frage mit nur zwei Zeilen sehr kurz aus. Es war mit Abstand die kürzeste, die Snowden an diesem Abend gab: "Bei allem Respekt gegenüber Mark Hosenball, dem Reuters-Reporter, der das veröffentlichte. Es war schlicht falsch. Ich habe niemals irgendein Passwort gestohlen, noch habe ich eine Armee von Mitarbeitern betrogen."

#AskSnowden wurde auch für Späße genutzt

Neben den zahlreichen ernst gemeinten Nachrichten an Snwoden gab die Aktion auch viel Anlass für Witze. So wurde der Hashtag #asksnowden auch genutzt, um ihn zu seiner Meinung über Justin Bieber, Außerirdische oder das Wetter zu fragen. Andere wollten von ihm wissen, was sie am nächsten Morgen zum Frühstück essen sollten.

Snowdens Antworten wurden auf seiner offiziellen Unterstützerwebseite http://freesnowden.is/donate/ veröffentlicht. Dort wird zu Spenden aufgerufen und man erhält ausführliche Informationen über den Ex-NSA-Mitarbeiter und seine Veröffentlichungen, die weltweit große Empörung auslösten. Hinter der Webseite steht die Stiftung "The Courage Foundation". Sie hat sich nach eigenen Angaben gegründet, um Journalisten zu schützen, die wegen ihrer Veröffentlichungen verfolgt werden. Snowden ist die erste Person, die von der Stiftung unterstützt wird. Zu den Initiatoren der Stiftung gehört auch der Wikileaks-Gründer Julian Assange.

Noch Ende des Jahres 2013 hatte das EU-Parlament diskutiert, ob es Edward Snowden per Videobotschaft anhören würde. Die Initiative einiger Parlamentsmitglieder war jedoch nicht erfolgreich, da sich die Abgeordneten nicht über die genaue Form der Anhörung einig werden konnten.