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Liga geschockt vom Selbstmordversuch Rafatis

19. November 2011

Der 41-jährige Schiedsrichter Babak Rafati wurde mit aufgeschnittenen Pulsadern in einem Kölner Hotel gefunden. Die Partie Köln gegen Mainz wurde daraufhin abgesagt. Die Bundesliga steht unter Schock.

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Schiedsrichter Babak Rafati (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Nach einem Suizidversuch von Schiedsrichter Babak Rafati ist das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem FSV Mainz 05 am Samstag (19.11.2011) abgesagt worden. Die Nachricht sorgte in der Fußball-Bundesliga für einen Schock, alle übrigen Spiele um 15.30 Uhr wurden aber wie geplant angepfiffen. Auch in Köln sollte das Spiel eigentlich noch stattfinden, allerdings konnte in der Kürze der Zeit kein Ersatz-Schiedsrichtergespann einspringen, so musste die Partie 40 Minuten vor Beginn abgesagt werden.

Zunächst herrschte im Stadion bei Vereinen und Fans Unklarheit. Der Kölner Sportdirektor Volker Finke und der Mainzer Manager Christian Heidel sprachen von einem "Unfall" in einem Hotel im Kölner Stadtteil Deutz, wo neben dem Schiedsrichter-Team um Rafati auch die Mainzer Mannschaft logierte. "Da ist irgendwas passiert", erklärte Heidel kurz vor Beginn der Partie. Um 13.45 Uhr MEZ bestätigte die Polizei lediglich einen Einsatz in dem Hotel, teilte aber nichts Näheres mit. Babak Rafati wurde in ein Kölner Krankenhaus eingeliefert und dort versorgt.

Keine Details

DFB-Präsident Theo Zwanziger (Foto: AP)
DFB-Präsident Theo ZwanzigerBild: AP

Rafati ist seit 1997 Mitglied des DFB-Kaders. Seit 2000 pfiff er in der 2. Bundesliga, seit 2005 hat er fast 100 Bundesligaspiele geleitet. Im Jahr 2008 stieg Rafati zum FIFA-Schiedsrichter auf. DFB-Präsident Theo Zwanziger machte sich umgehend auf den Weg nach Köln, um sich persönlich ein Bild über die Hintergründe zu machen. "Es ist eine außergewöhnliche Situation, wenn einer unserer Spitzenschiedsrichter einen Suizidversuch unternimmt", sagte Zwanziger anschließend. "Wenn sich die Prognose als richtig erweist, dass der Zustand von Babak Rafati stabil ist, ist das vor allem ein Verdienst seiner Assistenten, die alles getan haben, ihm zu helfen."

Im Stadion wurden schließlich auch die Fans informiert, ohne allerdings Details genannt zu bekommen: "Aus wichtigen Gründen muss die heutige Partie leider ausfallen", hieß es. "Wir bitten um Ihr Verständnis." FC-Sportdirektor Finke sagte auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz: "Es ist angemessen und richtig, dass wir nicht in Details rumstochern. Alles Weitere übernimmt die Presseabteilung des DFB und der DFL." Wann die Partie nachgeholt werden soll, steht noch nicht fest. Ausgeschlossen ist allerdings eine kurzfristige Neuansetzung schon an diesem Sonntag (20.11.2011) oder am kommenden Dienstag (22.11.2011). Das sei schon aus logistischen Gründen nicht umsetzbar.

Trainer und Kollegen fassungslos

Hannovers Trainer Mirko Slomka (Foto: AP)
Hannovers Trainer Mirko SlomkaBild: AP

Auch auf den anderen Plätzen zeigte man sich geschockt: Der Trainer von Hannover 96, Mirko Slomka, sagte im Interview mit dem TV-Sender "Sky": "Ich bin sehr geschockt, zumal Babak Rafati Hannoveraner ist und ich ihn sehr gut kenne." Fassungslos war Ex-Bundesliga-Referee und Schiedsrichterbeobachter Uwe Kemmling aus Burgwedel bei Hannover: "Ich bin geschockt. Ich muss mich erstmal sammeln, er war ja jahrelang in meinem Team." Schalkes Trainer Huub Stevens sagte vor dem Anpfiff gegen den 1. FC Nürnberg, was er gehört habe, sei "unglaublich". Stevens zeigte Verständnis für die Spielabsage: "Ich habe immer gesagt, die Gesundheit geht vor. Der Fußball ist Nebensache."

Autor: Andreas Sten-Ziemons (mit dpa, sid)
Redaktion: Calle Kops