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Lieber zu den Amateuren

Tobias Oelmaier9. September 2016

Die Hardcore-Fans von Borussia Dortmund bleiben dem Auswärtsspiel bei RB Leipzig fern. Sie verachten den Retortenklub, "weil man Herz und Leidenschaft nicht kaufen kann" und schwelgen lieber in Erinnerungen.

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Deutschland - Borussia Dortmund Fans auf der Südtribüne im Signal-Iduna-Park
Bild: picture-alliance/AP Photo

"Das Letzte, was wir haben, ist Angst!", sagt Trainer Ralph Hasenhüttl vor dem ersten richtig großen Prüfstein in der jungen Bundesligageschichte seines neuen Klubs Rasenball Leipzig. Um dann pflichtschuldig zu ergänzen: "Respekt, ja." Der Gegner an diesem Samstag (18:30 Uhr im DW-Liveticker) heißt Borussia Dortmund, und von dem weiß Hasenhüttl, "welches Kaliber auf uns zukommt."

Er meint damit die sportlichen Qualitäten. Was der Österreicher auf der Bank des Aufsteigers freilich nicht einschätzen kann, ist das Ausmaß der Ablehnung, die die Dortmunder dem Retortenklub im Osten der Republik entgegenbringen. Einen Vorgeschmack gab es schon vor dem vermeintlichen Duell der Gegensätze.

So wollten die Leipziger zu ihrem zweiten Bundesligaspiel einen Fanschal auflegen, mit dem eigenen Wappen auf der einen und dem der Dortmunder auf der anderen Seite. Das gibt es häufiger vor großen Spielen, meist im Europapokal. Aber weil so ein Wappen markenrechtlich geschützt ist, bedarf es der Zustimmung des Gegners. Und die verweigerte Borussia Dortmund. Dieser Klub werde nie sein Lieblingskonstrukt, wird BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vom Sportinformationsdienst zitiert.

Heiße Liebe gegen kalte Brause

Wobei es festzustellen gilt, dass Watzke an der operativen Spitze eines gut funktonierenden, mittelständischen Unternehmens steht, das im Jahr 376 Millonen Euro umsetzt und sich über einen Gewinn von 34 Millionen freuen darf. Hart erarbeitet und verdient, ganz sicher, aber eben auch den Fans irgendwie aus den Taschen gezogen. Trotzdem macht es sich gut, die Tradition, die Fannähe bei jeder sich bietenden Gelegenheit herauszukehren. Watzke weiß, was seine Anhänger von ihm erwarten. "Echte Liebe" heißt der Slogan des BVB nicht umsonst. 140.000 Vereinsmitglieder wollen bei Laune gehalten werden - zum Vergleich: RB Leipzig hat deren 17.

Die Dortmunder Ultras nehmen die Vorlage nur allzu gerne an. Sie kündigten an, aus Protest nicht nach Leipzig fahren zu wollen. Stattdessen demonstrieren sie ihre "echte Liebe" nun, indem sie am Samstag die zweite Mannschaft des BVB in der Regionalliga West gegen den Wuppertaler SV unterstützen und der Partie ihrer Profis anschließend im alten Stadion "Rote Erde" im Radio über Lautsprecher lauschen.

Auf der Homepage des Ultra-Klubs "The Unity" heißt es dazu: "Bei Bier und Bratwurst fachsimplen wir über Taktik und Tore, schwelgen in Erinnerungen über unsere Borussia und erzählen unsere liebsten Anekdoten rund um den Fußball. Wir erinnern uns daran, dass man Herz, Hingabe und Leidenschaft nicht kaufen kann". Ein weiterer, klarer Seitenhieb Richtung RB Leipzig.

Stadion voll - trotz Boykott

Dennoch braucht sich Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick nicht zu grämen, dass seine Ränge leer bleiben. Innerhalb von 20 Minuten waren alle 4300 Karten für den Gästeblock verkauft, "am liebsten wären 15.000 BVB-Fans gekommen", sagt Rangnick, der auch schon am Aufstieg der TSG Hoffenheim maßgeblich beteiligt war.

Dafür, dass RB Leipzig in der Bundesliga Fuß fasst und auf Dauer vielleicht sogar eine Spitzenkraft im deutschen Fußball wird, hat Rangnick - auch Dank der Unterstützung des Vereinssponsors Red Bull - 47 Millionen Euro in die Hand nehmen dürfen. Kurz vor Transfer-Schluss kamen die Verteidiger Kyriakos Papadopoulos von Bayer Leverkusen und Bernardo vom Schwesterklub RB Salzburg sowie Offensiv-Talent Oliver Burke aus Nottingham, die nun auf ihren ersten Einsatz auf sächsischem Boden hoffen.

DFB Pokal SG Dynamo Dresden vs Rasenballsport Leipzig Bullenkopf
Hass pur: Dresdener Fans werfen während eines Pokalspiels im August einen Bullenkopf in den Stadion-InnenraumBild: Imago/Hentschel

"Jetzt beginnt die Saison erst richtig, sagt Rangnick. Wohl auch er hat begriffen, dass das 2:2 beim Retortenklub-Vorgänger Hoffenheim zum Auftakt noch nicht ganz das Bundesliga-Gefühl vermittelt hat, das man auch für viele Brausemillionen nicht kaufen kann. Traditionsmannschaften wie Borussia Dortmund rufen da deutlich mehr Emotion hervor, gelten als das Salz in der Bundesliga-Suppe. Auch wenn der BVB zur Stärkung seiner Leistungskraft und zur Kompensation von Abgängen vor der Saison 100 Millionen Euro ausgegeben hat. Von daher ist RB Leipzig noch ein kleiner Fisch.

Werders Skripnik bangt um Trainerposten

Am Samstagnachmittag hat Bayer Leverkusen den Hamburger SV zu Gast, der VfL Wolfsburg empfängt im "Spitzenspiel" zwischen dem Tabellendritten und dem Zweiten den 1. FC Köln, der FC Ingolstadt trifft vor heimischer Kulisse auf Hertha BSC, Darmstadt 98 hofft gegen Eintracht Frankfurt auf den ersten Saisonpunkt und Aufsteiger SC Freiburg spielt gegen Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach. Am Sonntag kämpft Werder Bremens Trainer Viktor Skripnik gegen den FC Augsburg um seinen Job, bevor der 2. Bundesliga-Spieltag mit der Partie zwischen dem 1. FSV Mainz 05 und der TSG Hoffenheim abgeschlossen wird.

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