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Liebe im Sonderangebot

Genevieve Oger6. November 2003

Kontaktanzeigen sind out, Internet-Flirts auch: Denn jetzt kommt das Supermarkt-Dating. In Paris hat der "lange Donnerstag" jetzt eine völlig neue Qualität erhalten.

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Immer wieder donnerstags:<br>Flirtzone SupermarktBild: AP

Der Traummann oder die Traumfrau kann einem überall begegnen – sagen alle. Aber offenbar passiert das nicht oft genug, besonders in Großstädten wie Paris. An die 600.000 Singles sollen in der französischen Hauptstadt wohnen. Damit einsame Herzen zueinander finden, hat Lafayette Gourmet, ein High-End-Lebensmittelmarkt in Paris, einen Testlauf gestartet: Jeden Donnerstag ist Single-Abend.

Kennen lernen mit lila Körben

Das Event wird gesponsert von der Internet-Firma Yahoo France. Deren Direktor Yann Motte findet die Idee klasse. Denn einerseits würden Menschen, die viel arbeiten, zu wenig andere Leute kennen lernen. Andererseits müsse aber jeder mal einkaufen. "Warum machen wir also nicht das Einkaufen, das ja ziemlich langweilig ist, ein bisschen freundlicher, ein bisschen lustiger?"

Das Konzept ist ziemlich einfach. Man kommt rein. Man nimmt einen lila Einkaufskorb. Und dann geht man durch die Gänge und sammelt Safttüten und Tomaten ein wie sonst auch. Weil alle Singles die gleichen Einkaufskörbe haben, können sie einander erkennen und Kontakt aufnehmen. Wie Jérôme, 28. Er hat es mit Internet-Dates versucht und war frustriert, dass er die andere nicht sehen oder natürlich mit ihr reden konnte. Deshalb findet er die Idee faszinierend, reale Menschen in realer Umgebung zu treffen. "Es ist eine Super-Idee", sagt er. "Es macht Spaß."

Nach dem Einkauf ab an die Bar

Jérôme hat etliche Sachen in seinem Korb, auch Nudeln und Jogurt. Sind das Dinge, die er sonst auch kauft? "Ja, aber ich bin nicht zum Einkaufen hier" – er lacht. Eigentlich hat er drei Tage vorher schon alles besorgt. "Aber ich kann ja schlecht mit einem leeren Korb herumlaufen."

Es scheint, als würde Lafayette Gourmet mit dem Single-Abend das große Geschäft machen. Singles können an einer für sie reservierten Kasse bezahlen. Wenn man jemand Interessantes trifft, kann man zusammen einen Drink nehmen an der Bar in der Getränke-Abteilung. Und sich fotografieren lassen für die wöchentliche Verlosung. Diesmal ist der Preis eine Digitalkamera.

Die Bar versteckt sich zwischen Flaschen mit Jahrgangswein und zwölf Jahre altem Whiskey. Beim Single-Abend gilt: zwei Getränke zum Preis von einem. Perfekt, um jemanden einzuladen, auf den man neugierig ist. Etwas zu knabbern gibt's auch, und die flackernden Neonlampen sind weit, weit weg.

Tanzen und trinken

Ungefähr ein halbes Dutzend Menschen, die sich da an ihren Drinks festhalten, scheinen sich im Laden kennen gelernt zu haben. Die anderen sitzen bei den Freunden, mit denen sie gekommen sind und versuchen, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Wie Sarah und ihre Freundin Lea. Sarah ist geschieden und Mutter von zwei Kindern. Ihre Freundin war zu schüchtern, einen lila Korb zu nehmen, kam aber trotzdem mit. "Wir sind einfach hier, um Spaß zu haben", sagt Sarah. "Wir haben noch niemanden kennen gelernt, wir scherzen bloß rum." Aber die beiden hätten einen prima Weg gefunden, um Männer kennen zu lernen: "Wir tanzen. Swing, Salsa, Lindy hop. Das ist klasse."

Bis Dezember 2003 soll es die Single-Abende erstmal geben. Falls Lafayette Gourmet mit den Ergebnissen zufrieden ist, auch länger. Und falls es in der Hauptstadt funktioniert, plant die Kette, das Konzept auch auf andere Läden im Land auszuweiten.

Im besten Fall treffen Singles hier also den Partner ihrer Träume. Und falls man sich einen (lila) Korb einhandelt – dann ist wenigstens Gemüse drin.