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Leiden für Olympia

Christian Radler16. Juli 2004

Noch ein Monat bis Olympia. Die deutsche Handball-Elite trainiert seit zwei Wochen in Köln. Und die Latte liegt hoch: Nach dem EM-Titel wollen die Spieler nun auch olympisches Gold holen.

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Etwas müde, aber zuversichtlich: Markus Baur, Kapitän der deutschen HandballmannschaftBild: DW

Donnerstagmorgen im Westen Kölns. In einer streng abgeschirmten Halle der Sporthochschule trainieren 19 hoch und kantig gewachsene Handballer für die Olympischen Spiele. Heute stehen Angriffs- und Verteidigungssituationen in Unterzahl auf dem Programm. Immer vier gegen fünf, länger als eine Stunde geht das so.

Im Anschluss meint National-Trainer Heiner Brand, bis Athen sei es noch ein steiniger Weg. Für den Moment ist er aber hochzufrieden: "Ich bin nicht davon ausgegangen, dass wir jetzt schon Topform haben würden. Wir müssen uns erst noch steigern."

Highlight Olympia

Heiner Brandt
Der Trainer der deutschen Handballmannschaft, Heiner BrandBild: DW

Im Kölner Trainingslager wechseln Spiel-Situationen mit Kraft- und Ausdauertraining sowie Geschicklichkeits-Übungen. Bis zu sechs Stunden Training am Tag verlangt Brand seinen Spielern ab, um sie auf Athen vorzubereiten. Dreimal mehr, als Bundesliga-Profis normalerweise trainieren. Mit der Motivation gibt es dabei aber nach Brands Beobachtung keine Probleme: "Ich denke, man muss niemanden für Olympia motivieren. Olympia ist das Highlight im Leben eines jeden Sportlers."

Abends um zehn geht das Licht aus

Zwölf Uhr Mittags – Eine verschwitzte Mannschaft kommt zum Mittagessen ins Hotel "Brenner'scher Hof", einen Kilometer vom Sport-Campus entfernt. Erst geht’s in die Dusche, dann gibt es Hähnchen und Pasta. Der Kapitän der deutschen Handball-Auswahl, Markus Baur, den alle hier nur "Schorsch" nennen, klagt nach dem Vormittagstraining in der Halle über Müdigkeit: "Ich denke, dass das normal ist in der Vorbereitung. Die schwerste Umstellung besteht darin, dass wir dreimal am Tag trainieren. Aber man gewöhnt sich an alles."

Trotz Gewöhnung – es müssen Opfer gebracht werden: Manchmal reicht es nach dem anstrengenden Tag gerade mal für ein Weizenbier. Aber mehr Bier wäre sowieso nicht drin, das hat der Trainer so festgelegt. Abends um kurz nach zehn geht bei den meisten Spielern ohnehin das Licht aus.

Die Gegner sind bekannt – ihre Strategie nicht

Noch verschwenden die Sportler keinen Gedanken an die Gegner, die ihnen in der Vorrunde in Athen begegnen werden. In der Gruppe B trifft man auf Frankreich, Ägypten, Brasilien, Ungarn und Gastgeber Griechenland. Baur kennt zwar viele der Mannschaften, die in Athen auflaufen, von der Europameisterschaft, "aber was die genau spielen, das wissen wir auch noch nicht".

Eingespieltes Trainerteam

Markus Bauer
Klaus Baum, Trainingsguru an der Sporthochschule KölnBild: DW

Der Trainings-Beauftragte an der Sporthochschule, Professor Klaus Baum, ist von Haus aus Volleyballer. Seinen ersten Kontakt mit dem Handballsport hatte er in der Spielzeit 1995/96, als er mit Brand zusammen den VFL Gummersbach fit machte. Jetzt ist er wieder dabei, und wenn er von den Anforderungen der Sportart erzählt, bekommt sein Blick etwas Leuchtendes: "Da gehört Ausdauer dazu, Schnelligkeit, Wurfkraft, Sprungkraft, also alles Attribute, die aus ganz unterschiedlichen Bereichen kommen. Und diese Kombination macht den Handball so interessant. Aber auch relativ schwer zu trainieren."

Athener Bedingungen

Baum aktualisiert den Trainigsplan mehrmals am Tag. Manchmal schmeisst er ihn auch komplett um, statt Laufen steht dann Geschicklichkeitstrainig auf dem Programm. Baum lobt, wie pflegeleicht die Spieler sind, jeder im Team sei begeistert von der Bodenständigkeit der Profis. Spieler-Allüren, wie sie beim Fußball vorkommen, fürchtet Baum also nicht. Dafür machen ihm die Verhältnisse am Austragungsort zu schaffen. Und die Auswahl vom Nil: "Die Ägypter sind hitzeaklimatisiert. Und momentan ist nicht klar, ob die Halle in Athen bis zu den olympischen Spielen voll klimatisiert ist. Wenn wir mit den Umgebungstemperaturen Vorlieb nehmen müssen, dann kriegen wir wahrscheinlich ein Problem."

Zumindest auf heimischem Terrain klappt es schon ganz gut: Beim Testspiel in Solingen am Mittwoch siegte der National-Kader 47 zu 33. Und das trotz zwei vorheriger Trainingsblöcke.