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Reise

Lecker Deutschland: Buchweizenpfannkuchen

Anne Termèche | Elisabeth Yorck von Wartenburg
7. Mai 2020

Wenn Sie nicht nach Deutschland reisen können, kommt Deutschland eben zu Ihnen: Mit einem Gruß aus der Küche! Diesmal mit einer Spezialität aus Niedersachsen.

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Buchweizenpfannkuchen
Sagt sie ja, oder nein? Der Speck verrät es.Bild: DW/E. Yorck

Lecker Deutschland: Buchweizenpfannkuchen

Das Bundesland Niedersachsen mit seiner Hauptstadt Hannover liegt im Norden Deutschlands. Dort herrscht ein Landschaftstyp vor, der nirgendwo sonst in Deutschland so ausgeprägt ist: das Moor. Aus den Weiten dieser Landschaft kommt heute unser Gruß aus der Küche: Buchweizenpfannkuchen.

Ochsenmoor in Niedersachsen
Tausende schnurgerade Kanäle durchziehen die Moorlandschaften von Niedersachsen Bild: picture-alliance/blickwinkel/H. Pieper

Was hat das Moor mit Pfannkuchen zu tun?

Nun, der Buchweizenpfannkuchen schenkt uns bei genauerer Betrachtung tiefe Einblicke in die Kulturgeschichte dieser Region. Der Hauptbestandteil  - der Buchweizen -  führt direkt in die Welt der Torfstecher und der Moorbauern, die im Laufe von Jahrhunderten das widerspenstige Land im Norden Deutschlands nutzbar machten. Sie entwässerten die Sümpfe, legten Kanalsysteme an, stachen Torf, transportierten ihn mit Booten und Bahnen über Land, bauten Brücken und gründeten entlang der Entwässerungskanäle Siedlungen. Kurzum, sie formten die Landschaft Niedersachsens, wie wir sie heute kennen. Und der Buchweizen füllte ihre Mägen. Er war lange Zeit das einzige, was auf diesen kargen Böden wuchs und sie satt machte.

Torfstecher im Historischen Moorhof
Torfstechen wie früher - zu sehen im historischen Moorhof AugustendorfBild: picture-alliance/Dumont Bildarchiv/T. Babovic

Das Moor erleben

Man weiß, dass sich im äußersten Nordwesten Niedersachsens, in der Region Ostfriesland, vor rund 400 Jahren die ersten Siedler niederließen, um das Land mit Kanälen zu entwässern und Torf abzubauen.  Nach und nach wurden auch andere Moorgebiete auf diese Weise systematisch trockengelegt und nutzbar gemacht. Zuerst in mühsamer Handarbeit, später industriell.  Zugegeben, die Landschaft wirkt flach und monoton. Erst, wenn man sich auf sie einlässt, gibt sie ihre Geschichten preis.

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Ein Holzsteg führt an Birken und Nadelbäumen entlang durch das Torfhausmoor Weg
Trockenen Fußes durchs Moor - links und rechts blühendes WollgrasBild: picture-alliance/Panther Media/L. Matrisch

Naturbelassene Moore haben heute Seltenheitswert und stehen unter Schutz. Etliche Naturparks laden ein, diesen hochspezialisierten Lebensraum mit seiner ganz eigenen Flora und Fauna kennen zu lernen. Die Natur des Moors will, dass man genau hinschaut, sich Zeit nimmt. Also pirscht man sich am besten mit dem Fahrrad oder zu Fuß an Wollgras und Sonnentau heran.  Auf diese entschleunigte Weise kann man zum Beispiel ein Moorgebiet erkunden, das einmal das größte  Mitteleuropas war: das Bourtanger Moor an der Grenze zu den Niederlanden. Heute ist es Naturpark, 140 Quadratkilometer groß und erstreckt sich auf beiden Seiten der Grenze.

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Auf deutscher Seite liegt das Bourtanger Moor in der Region Emsland. Dort zeigt das Freilichtmuseum Von Velen in  Papenburg  anschaulich, wie die Menschen früher lebten und wie hart die Arbeit im Moor war.  

Statue eines Mannes der durch ein Seil mit einem beladenes Boot verbunden ist der Von-Vehlen-Anlage in Papenburg
Schwerstarbeit: Menschen oder Pferde bewegten die voll beladenen Torfkähne auf den Kanälen Bild: picture-alliance/ImageBroker/R. Kiedrowski

Ein anderes, sehr bekanntes Moorgebiet liegt etwas südlich von Bremen. Das 500 Quadratkilometer große Teufelsmoor. Stadtmüde, naturhungrige Künstler ließen sich Ende des 19. Jahrhunderts hier nieder und gründeten die Künstlerkolonie Worpswede.  Sie lebten und arbeiteten hier, widmeten sich mit Hingabe den Motiven, die sie in ihrer direkten Umgebung vorfanden. Nicht nur die Lichtstimmungen hatten es ihnen angetan, sie wurden auch zu Chronisten der Welt der Moorbauern und Torfstecher. Das Künstlerdorf kann man heute besichtigen.

Blick auf das Heinrich Vogeler Museum im Barkenhof in Worpswede
Der Barkenhof - einst Mittelpunkt der Künstlerkolonie Worpswede, heute MuseumBild: picture-alliance/ImageBroker/Fotosol

Satt mit Buchweizen

Auf die Torfstecher und Bauern der Moorregionen müssen die Künstler aus der Stadt wie Aliens gewirkt haben. Die Moorbewohner hatten ganz andere Sorgen. Satt werden gehörte dazu. Dem Boden etwas Essbares abzuringen, war alles andere als einfach. Die Rettung war der Buchweizen, er nahm es mit den kargen und feuchten Böden problemlos auf.  Schon nach drei Monaten ist Buchweizen  erntereif - er konnte also zweimal im Jahr geerntet werden. Buchweizen wurde die wichtigste Nutzpflanze der Moorbewohner.

Hände mit Buchweizensamen
Buchweizensamen - genügsame Sattmacher und AlleskönnerBild: picture-alliance/ImageBroker/Kami

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Buchweizen  ist - anders als der Name vermuten lässt - kein Getreide, sondern ein Gras, genauer ein Knöterichgewächs. Seine Körner wurden zu sättigender Grütze verkocht oder zu Mehl verarbeitet. Buchweizenmehl kam in der Moorküche Niedersachsens für die Zubereitung von Brot und Kuchenteig sowie für die berühmten Buchweizenpfannkuchen zum Einsatz. Besonders beliebt in Kombination mit Speck, Rübensirup und Preiselbeeren. Dazu gibt es Tee – und gerne auch noch einen Schnaps hinterher.

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Pfannkuchen mit Botschaft

Der Buchweizenpfannkuchen hat darüber hinaus eine Eigenschaft, die über den Sättigungsaspekt hinausgeht. Er soll bei der Partnerwahl eine Rolle gespielt haben - als Pfannkuchen mit Botschaft. So war es Brauch, heiratswillige junge Bauern im Haus der Angebeteten mit Buchweizenpfannkuchen zu bewirten. Die Anzahl der Speckstücke im Pfannkuchen verrieten dem Verehrer, was die Stunde geschlagen hatte. Eine gerade Zahl bedeutete, das kann was werden. Eine ungerade teilte ihm diskret mit, dass er nicht wiederkommen muss. Braut ade! Wenigstens der Pfannkuchen war ihm sicher.

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Buchweizen war in Deutschland lange Zeit in Vergessenheit geraten. Weil es in den letzten Jahren immer mehr Menschen gibt, die allergisch gegen das Getreideeiweiß Gluten sind, erfreut er sich wachsender Beliebtheit. Denn Buchweizenmehl enthält im Gegensatz zu Weizenmehl kein Gluten. Allergiker können also problemlos ein Stück Buchweizentorte genießen.

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Glutenfrei genießen – Buchweizentorte aus der Lüneburger HeideBild: picture-alliance/dpa/C. Klose

Buchweizentorte ist übrigens eine Spezialität, die vor allem in der Region Lüneburger Heide bekannt und beliebt ist. Aus Buchweizenmehl gebackene Biskuitböden werden schichtweise mit Preiselbeerkonfitüre bestrichen und mit Sahne gefüllt. Was besonders gut mit dem leicht nussigen Geschmack des Buchweizens harmoniert. Auch unseren Buchweizenpfannkuchen verleiht die nussige Note den besonderen Kick.

Hier geht’s zu unserem Rezept (Downloads):

Elisabeth Yorck
Elisabeth Yorck von Wartenburg Autorin, Redakteurin, Planerin, Social Media Managerin