Lebenslänglich für Ex-Militärs in Guatemala
27. Februar 2016Ein Gericht in Guatemala hat erstmals lebenslange Haftstrafen gegen Ex-Militärs wegen Massenvergewaltigung von Frauen während des Bürgerkriegs verhängt. Die Angeklagten, der ehemalige Oberst Francisco Reyes und Kommissar Heriberto Valdez, wurden zu insgesamt 360 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass Reyes und Valdez 15 Frauen in der Armeebasis "Sepur Zarco" im Osten des Landes entweder selbst vergewaltigten oder Vergewaltigungen zuließen. 1982 wurden die Frauen in das Lager entführt, nachdem die Militärs deren Ehemänner verschleppt hatten.
Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú sprach von einem "historischen Urteil und einem großen Schritt für die Frauen und alle Opfer". Der Menschenrechtsbeauftragte der katholischen Kirche von Guatemala, Nery Rodenas, nannte das Urteil beispielhaft für Guatemala und ganz Lateinamerika. Die Opfer sind Nachfahren der Maya-Ureinwohner. Der Prozess war für sie eine doppelte Strapaze: einmal, weil ihre Erinnerungen an die Qualen wieder hochkamen, aber auch deshalb, weil alle Opfer Analphabetinnen sind und kein Spanisch sprechen.
Systematisch missbraucht und gefoltert
Verschiedene Zeugen sagten aus, dass die Frauen über Jahre hinweg auf der Basis eingesperrt waren und den Soldaten zu jeder Zeit sexuell zur Verfügung zu stehen hatten. Sie wurden systematisch missbraucht und gefoltert. Für einige Frauen dauerte diese Qual sechs Jahre. Die Militärbasis wurde erst 1988 geschlossen.
Reyes wurde für schuldig befunden, 15 Frauen sexuell missbraucht und sie unter "sklavenähnlichen Bedingungen" gehalten zu haben. Außerdem sahen es die Richter als erwiesen an, dass er eine Frau und zwei ihrer Kinder ermordet hat. Valdez wurden ebenfalls für sexuellen Missbrauch und Mord verantwortlich gemacht. Staatsanwältin Hilda Pineda warf der Armee vor, sie habe Vergewaltigungen wie eine Kriegswaffe benutzt, um Gegner zu erniedrigen oder zu töten.
Noch 45.000 Vermisste
Die Frauen wurden von der Menschenrechtsanwältin Paula Barrios vertreten, die bereits zahlreiche Fälle von Vergewaltigungen durch Militärs während des Bürgerkriegs dokumentiert hat. Bereits 2011 machte sie Fälle von "Sepur Zarco" öffentlich. Der Prozess war ein Meilenstein, denn bislang mussten sich die Militärs nicht für sexuelle Verbrechen an Frauen verantworten.
Während des Bürgerkriegs in Guatemala, der von 1960 bis 1996 dauerte, wurden insgesamt 200.000 Menschen getötet, 45.000 gelten immer noch als vermisst. Andere Menschenrechtsprozesse wie der gegen Diktator Efraín Ríos Montt ziehen sich bereits seit Jahrzehnten hin.
jj/sti (epd, afp)