Leben nahe des Stacheldrahts - Georgische Grenzdörfer
Die Spuren des Krieges mit Russland von 2008 sind in der georgischen Grenzregion im Norden des Landes unübersehbar. Das Leben wird dort durch immer neue Grenzbefestigungen auf der russischen Seite erschwert.
Stacheldraht an der Grenze
Die Spuren des Kaukasuskriegs 2008 sind in der georgischen Grenzregion im Norden des Landes unübersehbar. Stacheldraht soweit das Auge reicht - der künstlich geschaffene Wall zieht sich bis in das Grenzdorf Didi Hurwaleti. Es lag ursprünglich in Georgien, im Bezirk Gori. Erst im Frühjahr 2012 zogen russische Grenzer einen Stacheldrahtzaun mitten durch die Siedlung.
Walja Wanischwili
Walja Wanischwili lebt nun auf der "russischen" Seite. Plötzlich war die georgische Rentnerin von ihren Nachbarn im Dorf Didi Hurwaleti abgeschnitten. Sie wagt es nicht, auf die "georgische" Seite umzuziehen. Im Laden auf "ihrer" Seite werden georgische Lari nicht akzeptiert, nur russische Rubel. Walja bittet ehemalige Nachbarn, in Georgien einzukaufen und die Waren über die Grenze zu reichen.
Grenzverletzer wider Willen
Eine Kuh hat sich auf die falsche, die von russischen Grenzbeamten kontrollierte Seite verirrt. Für den Bauern kann es schwierig werden, sie zurückzubekommen. Denn jede unerlaubte Überschreitung der Grenze kann zu einer Festnahme führen und mit einer Geldstrafe geahndet werden. Allein in diesem Jahr wurden schon etwa 100 Menschen vorübergehend festgenommen.
Stacheldraht im Hof
Auch durch das Dorf Gugutiantkari zogen russische Grenzbeamte im Frühjahr 2013 einen Stacheldraht, mitten durch Häuser und Höfe. So liegt heute in einigen Fällen das Haus auf der einen, der Garten allerdings auf der anderen Seite der Grenze. Nach Lesart der ossetischen Behörden handelt es sich hierbei um "technische Sperranlagen entlang der Staatsgrenze der Republik Südossetien".
Der grüne Zaun
In der Nähe des Dorfes Dizi im Bezirk Gori ist ein Zaun gezogen worden, der schon über vier Kilometer lang ist. Und der Bau geht weiter. Die Regierung in Tiflis lehnt den Grenzzaun, der bis zu 300 Meter tief auf georgischem Territorium errichtet wurde, ab. Hinter dem Tor beginnt die sogenannte "Republik Südossetien" - von Russland anerkannt, von Georgien als abtrünnige Region betrachtet.
Georgischer Grenzposten
Prinzipiell ist es jedem erlaubt, die sogenannte Linie der administrativen Grenze zu besichtigen. Man muss nur vorab das georgische Innenministerium informieren. Die Sicherheitslage erfordert allerdings die Begleitung der Besucher durch örtliche Polizeibeamte.
Gori
Die Stadt Gori liegt rund 30 Kilometer entfernt von der sogenannten administrativen Grenze - etwas abseits des Stacheldrahts. Gori wurde im Krieg 2008 besonders stark zerstört. Die Stadt wurde wiederaufgebaut und ist heute Reiseziel für viele Touristen.
Flüchtlingslager Schawschwebi
Von Gori aus entlang der Straße nach Tiflis stehen weiße Häuser. Es sind Siedlungen für Vertriebene. Eine davon ist Schawschwebi. Seit Dezember 2008 leben dort 560 Menschen, die aus ihren Dörfern während des russisch-georgischen Krieges geflüchtet sind. In Folge des Krieges mussten 24.700 Menschen in Georgien ihre Häuser verlassen. Mehr als die Hälfte von ihnen leben heute in neuen Siedlungen.
Galina Kelechsajewa will zurück in ihr Haus
Galina Kelechsajewa lebt in Schawschwebi. Wegen des Krieges musste sie mit ihrer Familie ihr Heimatdorf Didi Liachwi verlassen. Doch sie ist zuversichtlich: "Ich glaube fest daran, dass wir in unsere Häuser zurückkehren werden. Hauptsache es bleibt friedlich. Wir haben alles verloren, aber wir sind am Leben."
Mobiler Supermarkt für Flüchtlinge
Manana Betschetschiladse (links) fährt seit 2008 mit ihrem mobilen Supermarkt regelmäßig nach Schawschwebi. Sie kennt viele ihre Kunden persönlich. Sidonia Gotschaschwili (rechts) lebt alleine. Ihr Heimatdorf Chejti wurde niedergebrannt. Die Tochter ist weggezogen und der Sohn geriet während des Krieges in Gefangenschaft, wurde schwer misshandelt und kam später bei einem Verkehrsunfall ums Leben.
Nasi Beruaschwili: Flüchtling seit 22 Jahren
Nasi Beruaschwili stammt aus Zchinwali. Doch während des ersten georgisch-ossetischen Krieges Anfang der 1990er Jahre flüchtete sie in das Dorf Eredwi. Der Krieg 2008 zwang sie erneut zur Flucht. Nun zeigt sie stolz ihr neues Zuhause in Schawschwebi. Nach 22 Jahren auf der Flucht glaubt sie nicht mehr an eine Rückkehr in ihren Heimatort.