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Lebedew macht in Russland dicht

4. August 2012

Der milliardenschwere Unternehmer Lebedew zieht sich aus Russland zurück. Er fühlt sich vom Inlandsgeheimdienst bedroht. Was aus seinen Geschäften wird, ist noch unklar.

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Alexander Lebedew (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

"Das war es, ich gebe auf, die Geheimdienste haben gewonnen", sagte der regierungskritische Wirtschaftsmagnat Alexander Lebedew der Nachrichtenagentur Interfax. Der 53-jährige Oligarch und Medien-Mogul kündigte an, seine Geschäfte in Russland aufzugeben, weil er Drohungen und Erpressungen des Inlandsgeheimdienstes ausgesetzt sei, denen er nicht länger standhalten könne. Lebedew hatte in der Vergangenheit Oppositionelle unterstützt und sich selbst wiederholt kritisch geäußert.

Von der Politik angeordnet

Der ehemalige KGB-Offizier betreibt in Russland unter anderem eine Bank, hält Anteile der russischen Fluggesellschaft "Aeroflot" und ist zusammen mit dem ehemaligen russischen Präsidenten Michail Gorbatschow Teilhaber der oppositionellen Zeitung "Nowaja Gaseta".

Als Grund für den Druck der Sicherheitskräfte sieht Lebedew Korruptionsrecherchen seiner Zeitung. Zudem hatte es in den Filialen seiner Bank in den letzten drei Jahren wiederholt Razzien gegeben. Dem russischen Internetportal "gazeta.ru" berichtete er über Erkenntnisse, dass die Angriffe auf seine Person von der Politik angeordnet worden seien.

In den vergangenen Monaten hatte Lebedew unter anderem den bekannten Blogger und Korruptionskritiker Alexej Nalwalny unterstützt, der im Winter zu den Anführern der Proteste gegen Kremlchef Wladimir Putin zählte. Außerdem setzte er sich in mehreren persönlichen Schreiben für die Punkband "Pussy Riot" ein, deren Mitglieder derzeit in Moskau der Prozess gemacht wird. Die drei Frauen hatten in einer russisch-orthodoxen Kirche ein "Punk-Gebet" gegen Putin inszeniert. Lebedew und Putin waren gemeinsam Agenten des früheren russischen Geheimdienstes KGB.

Verkauf unmöglich

Lebedew muss nach eigenen Angaben seine Unternehmen in Russland abwickeln. Der Verkauf eines Geschäfts im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar sei nicht ohne das Wohlwollen der Geheimdienste möglich, so der Unternehmer. Er schloss nicht aus, seine Güter einer Person seines Vertrauens zu übertragen. Zudem berichtete er dem Radiosender "Echo Moskau" von Plänen, wonach er Teile seiner Anteile an der "Nowaja Gaseta" den Mitarbeitern der Zeitung übergeben will, damit sie weiter arbeiten kann. Bislang gehören 51 Prozent der Zeitung den Journalisten selbst.

Auf 1,1 Milliarden Dollar schätzt das Magazin "Forbes" das Vermögen Alexander Lebedews. Doch dies hat er nicht nur mit Geschäften in Russland gemacht, sondern auch in Großbritannien. Er besitzt dort die Zeitungen "The Independent" und "Evening Standard".

fab/sc (afp,ape,dapd)