Plagiatsvorwürfe gegen Lammert
30. Juli 2013Jetzt sieht sich auch Norbert Lammert mit dem Vorwurf konfrontiert, in seiner Doktorarbeit getäuscht zu haben. Unter dem Pseudonym des Plagiatsjägers der zurückgetretenen Bildungsministerin Annette Schavan (ebenfalls CDU) wirft der anonyme Blogger "Robert Schmidt" dem Bundestagspräsidenten vor, auf 42 Seiten seiner Arbeit seien Unregelmäßigkeiten zu finden. "Einen erheblichen Teil der als verwendet angegebenen Literatur hat er ganz offenbar nicht gelesen; dies wird insbesondere anhand der Übernahme zahlreicher charakteristischer Fehler aus der Sekundärliteratur deutlich", schreibt der Blogger auf der Internetseite lammertplag.wordpress.com.
Der Bundestagspräsident äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen. Lammert, der auch Spitzenkandidat der nordrhein-westfälischen CDU ist, hatte der Deutschen Presseagentur am Montagabend auf Anfrage ausrichten lassen, er habe "seine Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen verfasst und sei von ihrer wissenschaftlichen Qualität überzeugt". Unmittelbar nachdem ihm die Vorwürfe bekannt wurden, habe er die Ruhr-Universität Bochum um Prüfung gebeten.
Politiker warnen vor Vorverurteilung
SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sagte, Lammert genieße seinen vollen Respekt. "Es gilt die Unschuldsvermutung. Ich warne davor, wieder in eine Kommentarlage zu verfallen, die die Reputation und Integrität des Bundestagspräsidenten beschädigen kann", sagte Steinbrück. Der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", er könne sich gut vorstellen, wie belastend die Vorwürfe für Norbert Lammert gerade mitten im Bundestagswahlkampf seien. Er hoffe daher, dass die Attacken sich rasch als haltlos erwiesen. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, rief ebenfalls zur Zurückhaltung auf. Erst müsse der Sachverhalt geklärt werden.
In den vergangenen Jahren sind schon zahlreiche Politiker über Plagiatsvorwürfe gestolpert. Neben Bildungsministerin Annette Schavan waren dies etwa Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin.
hf/kle (dpa, afpd)