laif: 40 Jahre dokumentarische Fotografie
Proteste gegen die Kernenergie, Drogenkriege, verhüllter Reichstag: In 40 Jahren haben die Fotografen und Fotografinnen der Kölner Bildagentur laif Zeitgeschichte festgehalten.
Mit Steinen gegen Atomanlagen
Wackersdorf 1986: Manfred Linke, Gründungsmitglied von laif, dokumentiert hier die Proteste gegen die dort geplante nukleare Wiederaufbereitungsanlage. Die Auseinandersetzung eskaliert: Demonstrierende werfen Steine und Stahlkugeln auf die Polizei, die mit dem Einsatz von CS-Gas reagiert. Der Bau der Anlage wird drei Jahre später eingestellt.
Zwischen Digitalisierung und Apokalypse
Auf Ghanas größter Mülldeponie Agbogbloshie versucht dieser Junge, an das Metall im Inneren eines Fernsehers zu gelangen und wirft ihn dazu mehrmals auf den Boden. Das Foto von Kai Löffelbein, UNICEF-Foto des Jahres 2011, zeigt die Schattenseiten der Globalisierung: Elektroschrott aus dem globalen Norden landet illegal in Ländern aus dem globalen Süden.
Industriegesellschaft im Wandel
Ein typisches Szenario im Ruhrgebiet Anfang der 1980er-Jahre: Die Industrieanlangen im Hintergrund erinnern an den harten Alltag der Arbeiter in der Montanindustrie. Im Zuge der Modernisierung wurden diese historischen Anlagen vollständig abgeschaltet. Dirk Krüll hält auf diesem Bild den Schwebezustand des Strukturwandels in der Ruhrregion fest.
Verhüllte Geschichte
Über zwei Jahrzehnte arbeitet das Künstlerpaar Christo und Jeanne-Claude daran, den Reichstag in Berlin zu verhüllen. Im Juni 1995 ist es dann endlich so weit. Ganze zwei Wochen lang ruht das imposante Gebäude, eingepackt unter silbernem Stoff und blauen Seilen. Über fünf Millionen Menschen reisen an, um den verhüllten Reichstag zu bestaunen. Fotograf Wolfgang Volz dokumentiert das Kunstprojekt.
Stehlen, morden, verstecken
Fotograf Axel Krause fängt hier eine gefährliche Situation in Kolumbien ein: Anfang der 1990er-Jahre sorgen Jugendbanden für Angst auf den Straßen. Die Armut bringt sie dazu, für Drogenkartelle zu arbeiten, zu stehlen und sogar zu morden. Oft müssen sie untertauchen, da die Polizei nach ihnen fahndet und teilweise Rache geschworen hat für Kollegen, die im Kampf gegen die Kartelle ermordet wurden.
Eingepfercht und ausgelaugt
In Tokio richtet Michael Wolf seine Linse auf den Alltag der U-Bahn-Pendler. Sobald sich die Türen schließen, sind sie zum Teil in unbequemen Positionen gefangen und können erst wieder aufatmen, wenn sich die Türen bei der nächsten Station öffnen. Wolf fängt genau jenen Moment vor Abfahrt des Zuges ein und hält die Emotionen und die Gesichtsausdrücke der Pendler in beeindruckenden Porträts fest.
Spaziergang im Niemandsland
Dort wo der sogenannte Todesstreifen den schmalen Grad zwischen Ost- und Westberlin bis zur Wiedervereinigung markiert, bleibt nach der Maueröffnung 1990 ein Fleckchen Niemandsland zurück. An den Überresten der Mauer trifft Fotografin Bettina Flitner Menschen aus Ost und West und stellt allen die gleiche Frage: "Was fühlen Sie jetzt?"
Im Rausch der Macht
Eine Szene aus dem Bundestagswahlkampf 2017: Björn Höcke lässt sich nach einer Rede in Siegerpose vom Publikum bejubeln. Hannes Jung begleitet die Wahlkampfveranstaltungen der rechtspopulistischen Partei AfD (Alternative für Deutschland). Seine Fotografien untersuchen und kommentieren, wie die Politiker und Politikerinne Macht über ihr Publikum gewinnen und sich selbst davon berauschen lassen.