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Laienorganisationen reagieren skeptisch auf Marx-Wahl

Klaus Dahmann12. März 2014

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx wird künftig die Deutsche Bischofskonferenz leiten. Laienorganisationen bezweifeln, dass er ein guter Mittler zwischen konservativen und liberalen Strömungen in der Kirche sein wird.

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Reinhard Marx - Foto: REUTERS/Ina Fassbender
Bild: Reuters

Die Ämterliste des Münchner Kardinals ist lang - und wird immer länger: Reinhard Marx sitzt unter anderem im päpstlichen Gremium zur Reform der Kurie, koordiniert den neu geschaffenen Wirtschaftsrat des Vatikan, ist Vizepräsident der europäischen Kommission der Bischofskonferenzen. Und nun übernimmt er den Vorsitz der Deutschen Bischofskonferenz.

Bei katholischen Laienorganisationen wie "Wir sind Kirche" regen sich Zweifel, ob Marx' neues Amt in dieser Funktionsfülle nicht untergeht. Sprecher Christian Weisner hofft, "dass er auch diese zusätzliche Aufgabe noch wirklich leisten kann". Als Kardinal in Rom tatkräftig mitzuwirken und die Deutsche Bischofskonferenz zu leiten - "das sind zwei Aufgaben, die müssen nicht von einer Person gemacht werden. Insofern ist das doch ein bisschen viel für einen Kardinal". Auch wenn er so mutig und forsch sei wie Marx, meint Weisner.

Christian Weisner von der Laienorganisation "Wir sind Kirche" - Foto: Tobias Hase dpa pixel
Weisner: "Bisschen viel für einen Kardinal"Bild: picture-alliance/dpa

Machtpolitiker mit gutem Draht zum Papst

Sicher sei es von Vorteil, dass der Münchner Kardinal einen "guten Draht zum Papst" habe, meint Uwe-Karsten Plisch von der Organisation "Initiative Kirche von unten". Aber er sei kein Moderator, der zwischen konservativen und progressiven Kräften vermittele.

Plisch sieht in ihm vielmehr einen "Machtpolitiker", der nach dem Motto agiere: "Ungehorsam wird nicht geduldet." Das habe Marx zum Beispiel bewiesen, als er vor zehn Jahren den Theologen Gotthold Hasenhüttl suspendierte, weil dieser evangelische Gläubige aufgefordert hatte, an der Eucharistie teilzunehmen. Dass er sich nun dicht hinter den Papst stelle und auch Reformen aufgeschlossen gegenüberstehe, tue der Münchner Kardinal ebenfalls aus machtpolitischen Erwägungen, so Plisch. "Er bleibt ein Machtmensch, da wird er sich nicht ändern."

Dem widerspricht Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Er sieht in Marx einen Vertreter der offenen Gesprächskultur. "Kardinal Marx wird den Weg des Dialogprozesses fortsetzen", sagte Glück der Nachrichtenagentur dpa.

Stockende Aufklärung der Missbrauchsfälle

Christian Weisner hingegen sieht in Marx "einen, der sagt: 'Ich gehe voran, und ihr folgt mir alle!'" Das entspreche nicht dem dialogischen Stil, den Papst Franziskus wolle. "Aber jetzt ist er gewählt, und wir von 'Wir sind Kirche' werden ihm auch herzlich gratulieren."

Die Wahl sei gelaufen. Jetzt müsse der neue Oberhirte der deutschen Katholiken "konkrete, greifbare Ergebnisse" liefern - auch und vor allem beim Thema Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, sagt Weisner. Zwar habe Marx in seinem Bistum die Aufklärung der Missbrauchsfälle vorangetrieben, "aber auch diese Ergebnisse sind alle unter Verschluss. Man kann wirklich nur hoffen, dass Marx es mit seinen Worten der Aufklärung auch ernst meint und dann auch wirklich so vorangeht."

"Kein Vorreiter"

Proteste Kostenexplosion Bischofssitz Limburg
Proteste gegen Horrende Baukosten des Bischofssitzes in LimburgBild: DW/A. Grigo

Ein externes Forschungsteam, das die Bischofskonferenz beauftragt hatte, warf nach wenigen Monaten die Arbeit hin, weil die Kirche ihnen bei der Aufklärung der Fälle zu viele Steine in den Weg legte. Wie es nun weitergeht, darüber sprachen die deutschen Bischöfe ebenfalls auf ihrer Frühjahrsversammlung an diesem Donnerstag (13.03.2014).

Erschüttert hatte die deutschen Katholiken auch der 2013 bekannt gewordene Skandal um den Bau des Bischofssitzes in Limburg. Ein Untersuchungsbericht liegt noch unter Verschluss, über das Schicksal des luxusfreudigen Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst wird der Papst in den kommenden Wochen entscheiden. Marx werde sich in dieser Angelegenheit sicher nicht äußern, meint Uwe-Karsten Plisch. "Da ist er sicher kein Vorreiter, der für eine Flurbereinigung steht."