Hozan Cane darf die Türkei verlassen
15. Juli 2021Die Ausreisesperre gegen die unter Terrorvorwürfen in der Türkei angeklagte deutsche Sängerin ist aufgehoben worden. Das entschied ein Gericht im westtürkischen Edirne. Die Kölnerin mit dem Künstlernamen Hozan Cane kann das Land nun verlassen.
Nach Angaben ihrer Unterstützer, einem Solidaritätskreis, zu dem unter anderem der Journalist Günter Wallraff gehört, soll sie bereits an diesem Donnerstagabend auf dem Flughafen Köln/Bonn landen. Sie werde dort von ihrer Tochter erwartet.
Terror-Anklage stützt sich auf Social Media
Cane wird Mitgliedschaft in der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vorgeworfen, die in der Türkei, Europa und den USA als Terrororganisation gilt. Bereits im November 2018 war die Sängerin wegen des Vorwurfs zu mehr als sechs Jahren Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht hob das Urteil jedoch auf und der Fall wurde neu aufgerollt. Die Anklage stützt sich unter anderem auf Inhalte von Facebook- und Twitter-Profilen.
"Hozan Cane wurde schon viel zu lange zu Unrecht in der Türkei festgehalten", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe. Und auch die Linken-Außenpolitikerin Sevim Dagdelen begrüßte die Aufhebung der Ausreisesperre: "Endlich endet die brutale Geiselnahme von Hozan Cane." Die Bundesregierung müsse jetzt Druck machen, damit "die zahlreichen anderen Geiselnahmen deutscher Staatsbürger beendet werden".
Mehr als zwei Jahre in Haft
Beim Verlassen des Gerichts sagte Cane der Deutschen Presse-Agentur: "Ich bin glücklich über das Urteil und dass ich nach Hause zurück kann, aber ich habe in den letzten Jahren so viel gelitten, dass dieses Glücksgefühl untergeht." Ihr Prozess wird am 20. September fortgesetzt.
Hozan Cane war kurz vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Juni 2018 in Edirne festgenommen worden. Dort hatte sie eine Wahlkampfveranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP unterstützt. Sie war mehr als zwei Jahre inhaftiert. Seit Oktober 2020 galt die Ausreisesperre.
Cane hat kurdische Wurzeln und besitzt nur die deutsche Staatsbürgerschaft. Ihre Tochter Gönül Örs war Ende Juni in der Türkei wegen Terrorvorwürfen zu mehr als zehn Jahren Haft verurteilt worden. Sie konnte das Land aber verlassen und ist wieder zurück in Köln.
rb/AL (AFP, dpa)