Kölner Stadtarchiv: 1000 Jahre Geschichte
Was verloren ging: Einge der vermutlich unwiederbringlich zerstörten Urkunden und Dokumente können Sie hier noch einmal sehen.
Venedig begünstigt Kölner Kaufleute
Die deutschen Kaufleute in Venedig bildeten eine Bruderschaft, die im Fondaco dei Tedeschi ("Warenhaus der Deutschen") ansässig war und von den Venezianern beaufsichtigt wurde. In diesem Heftchen vom 5. Oktober 1652 erklärt die Signoria von Venedig, dass die Kölner Kaufleute aufgrund ihrer Jahrhunderte langen Zugehörigkeit weiterhin dem Fondaco angehören.
Großes Stadtsiegel
Der Verbundbrief von 1396 hat ein besonderes Schicksal hinter sich: Als Adolf Hitler 1938 Köln besuchte, erhielt er von der nationalsozialistischen Stadtregierung das wertvolle Dokument geschenkt. Was nach dem Krieg niemand wusste: Hitler hatte die Urkunde in seinen Berghof auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden bringen lassen. Nach der Erstürmung des Hauses durch amerikanische und französische Truppen wurde sie - von Löschwasser durchnässt - von dem jungen französischen Soldaten Esprit Bourel aus einem Keller geborgen. Bourel nahm sie als Andenken mit nach Hause. Erst viele Jahre später erfuhr er, was es mit der Urkunde auf sich hatte. Er schenkte sie 1969 der Stadt Köln zurück.
Das Tagebuch eines Privatmanns
1597 starb ein unbedeutender Ratsherr namens Hermann von Weinsberg. Über Jahrzehnte hinweg hatte er mit größter Liebe zum Detail die Geschichte seines Lebens aufgezeichnet, eingebettet in die kölnischen Begebenheiten seiner Zeit – ein privates Hausbuch in mehreren Bänden, das einen ganzen Kosmos des Alltagslebens und der politischen Kultur im 16. Jahrhundert entwirft. Das "Buch Weinsberg" wurde erst vor wenigen Jahren restauriert.
Gästebuch der Kölner Sporthalle
Auch viele unschätzbare Dokumente aus neuerer Zeit liegen jetzt unter Tonnen von Schutt. Ein Beleg für die Kölner Alltagskultur sind die Unterlagen der Kölner Sporthalle, die seit 1958 nicht nur Austragungsort nationaler und internationaler Sportveranstaltungen, sondern auch eine Bühne für Konzerte von Weltrang war. Die aufgeschlagene Seite des Gästebuchs zeigt Elton John und seine eigenhändige Widmung nach einem Auftritt am 6. April 1986.
Die Handschrift Adenauers
Konrad Adenauer war von 1949 bis 1963 der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, viel früher aber, 1906, wurde er schon zum Beigeordneten der Stadt Köln gewählt. Eines der Dokumente, die seine Unterschrift tragen, ist diese Anweisung zur Abgabe von Akten an das Historische Archiv von 1910.
Prunkkopiar des Brügger Kontors
Die überaus kostbare Abschrift von Urkundentexten des Hansekontors zu Brügge aus dem Jahr 1460 ist mit 16 goldglänzenden Schmuckseiten und vielen farbigen Initialen verziert. Sie umfasst 224 Pergamentblätter.
Stadtprivilegien
Auch Kaiser Friedrich II. bestätigt im Mai 1236 den Kölnern ihre Privilegien und Rechte mit einer Urkunde, die er besonders feierlich, mit der Goldbulle am Seidenfaden, besiegeln lässt.
Die Handschriften des Eberhard Groote
Tristan und Isolde sind auf dieser Darstellung des Eberhard Groote aus dem Jahr 1323 zu sehen. Gottfried von Straßburgs Tristan-Epos entstand um 1210; gut 100 Jahre später, im Jahr 1323, wurde diese Handschrift angefertigt.
Lehrbuch der Fechtkunst
Stadt-Fechtmeister Johann Heinrich Eich widmete dieses Lehrbuch "Die Adeliche und Ritterliche Fechtkunst" 1733, als er die kölnische Bürgerschaft erwarb, den amtierenden Kölner Bürgermeistern und dem Rat.
Kölns kulturelle Seele leidet
Verschüttet sind Teile des Privatarchivs des Kölner Schriftstellers und Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll – sein Nachlass war erst im Februar 2009 im Kölner Stadtarchiv zusammengeführt worden. Die Kompositionen von Jacques Offenbach liegen ebenfalls unter Tonnen von Beton wie viele andere Sammlungen und Nachlässe bekannter Kölner Persönlichkeiten. Ein wesentlicher Teil von Kölns kultureller Seele ist mit ihrem Verlust gestorben.
Die deutsche Hanse in London
Die bis dahin konkurrierenden Genossenschaften der Kaufleute oder "Hansen" von Lübeck, Hamburg und Köln treten in diesem Vertrag mit dem Bürgermeister von London vom Juni 1282 erstmals als Kaufleute der "Hanse von Deutschland" auf. Sie übernehmen gemeinsam die Wiederherstellung und Unterhaltung des Bishopgates, eines Londoner Stadttores.
Wappen des Hansekontors zu Brügge
In allen Kriegen fliehen Menschen vor Gewalt und drohender Zerstörung. Wenn möglich, retten sie ihre Dokumente. So kam es, dass im Kölner Stadtarchiv auch wertvolle Urkunden und Akten auswärtiger Archive lagerten.
Die älteste Urkunde des Stadtarchivs
In dieser Urkunde schenkt Erzbischof Wichfried den Schwestern der Gemeinschaft von den heiligen Jungfrauen im Jahr 927 verschiedene Güter in der Umgebung von Köln sowie Weinbergsanteile am Mittelrhein.
Der Verbundbrief
Diese Urkunde aus dem 14. Jahrhundert ist das grundlegende Verfassungsdokument der alten Reichsstadt Köln. Bügermeister, Rat und Gemeinde geben sich darin eine neue Verfassung. Sie beschließen ein kompliziertes Verfahren zur Zusammensetzung des städtischen Rates, der zu allen Entscheidungen ermächtigt sein soll. Der Verbundbrief ist mit dem großen Stadtsiegel und den 22 Siegeln der Zunft-Genossenschaften besetzt.
Papst Innozenz III. bestätigt Kölns Stadtprivilegien
Diese auf den 23. Dezember 1205 datierte Papsturkunde ist vergleichsweise bescheiden gestaltet. Es ist besiegelt mit der päpstlichen Bleibulle, die auf einer Seite stets die Porträts der Apostelfürsten Petrus und Paulus und auf der anderen den Namen des ausstellenden Papstes trägt. Der Papst erweist sich mit diesem Dokument als Schutzherr der Interessen Kölns.