Gedenktag für Jesiden-Völkermord
3. August 2019Fünf Jahre nach dem Vormarsch der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Jesiden-Gebiete im Nordirak haben die dortigen Kurden den 3. August zu einem Gedenktag für den Völkermord an der religiösen Minderheit erklärt. Das Parlament der kurdischen Autonomiegebiete in Erbil stimmte dafür, künftig jährlich an die damaligen Ereignisse zu erinnern.
Der kurdische Ministerpräsident Masrur Barsani sagte den Jesiden zudem Hilfe bei der Rückkehr in die Sindschar-Region sowie Entschädigungen für Opfer zu, wie die kurdische Nachrichtenseite Rudaw berichtete. Anhänger der religiösen Minderheit und Aktivisten beklagen, dass große Teile des Gebiets noch immer zerstört sind. Zehntausende Vertriebene konnten bislang nicht in die Heimat zurück.
"Heimat wieder aufbauen"
Auch der Vorsitzende des Zentralrates der Jesiden in Deutschland, Irfan Orta, übte massive Kritik. Trotz wirtschaftlicher und militärischer Unterstützung der internationalen Gemeinschaft hätten es weder die irakische noch die kurdische Regierung geschafft, dass die Jesiden in ihre Heimat zurückkehren können.
Deshalb sei es notwendig, dass eine internationale Konferenz unter Beteiligung des Weltsicherheitsrates stattfinde. "Wer den Jesiden helfen möchte, muss ihre Heimat wiederaufbauen", sagte Orta bei einer Gedenkfeier in Stuttgart.
Der Dachverband des Ezidischen Frauenrats hatte zu Schweigeminuten und Kundgebungen aufgerufen. Verbandsvertreter forderten eine weltweite Anerkennung der Verbrechen als Genozid und den 3. August als internationalen Gedenktag.
Der Tag, an dem Sindschar besetzt wurde
IS-Anhänger hatten vor fünf Jahren die vor allem von Jesiden bewohnte Region um das Sindschar-Gebirge überrannt. Am 3. August besetzte die Terrormiliz die gleichnamige Stadt. Zehntausende Menschen flohen damals vor den Dschihadisten und harrten tagelang bei hohen Sommertemperaturen im Gebirge aus. Tausende jesidische Männer wurden IS umgebracht, Frauen und Kinder verschleppt und versklavt. Rund 3000 Menschen werden noch heute vermisst.
Als Reaktion auf das brutale Vorgehen begannen die USA 2014 mit Luftangriffen auf die Extremisten. Ein UN-Ermittlungsbericht kam 2016 zu dem Schluss, dass der IS einen Völkermord an den Jesiden begangen habe. Die Dschihadisten verfolgen die Mitglieder der religiösen Minderheit als angebliche "Teufelsanbeter". Nach der Rückeroberung des Sindschar-Gebirges im November 2015 wurden Dutzende Massengräber entdeckt.
sth/jj (dpa, epd, KNA)