Kunstaustausch zwischen Japan und Frankreich
In Europa sind sie erstmals ausgestellt: Gemälde berühmter französischer Impressionisten, von japanischen Sammlern schon im 19. Jahrhundert gekauft. Die Begeisterung in Japan für europäische Kunst war damals große Mode.
Japanische Motive im europäischen Stil
Die Wechselbeziehung zwischen Japan und Frankreich fand im 19. Jahrhundert ihren Niederschlag, auch in der Bildenden Kunst. Der aufkommende Japonismus inspirierte die französischen Maler nachhaltig. Die japanischen Künstler nahmen von ihren Frankreich-Aufenthalten europäische Motive und Malweisen mit nach Hause, wie hier der Maler Ikunosuke Shirataki für sein Bild "Unterricht" (1898).
Inspirationsort Paris
Viele japanische Künstler reisten im 19. Jahrhundert zu Studienaufenthalten nach Europa, vorzugsweise in die französische Kunstmetropole Paris. Hier traf sich die internationale Avantgarde der Maler und Bildhauer. Als "très chic" galt es auch für Ausländer sich nach der damaligen Mode zu kleiden, schwarze Zylinder waren Ausdruck absoluter Vornehmheit - so promenierte man auf den Boulevards.
Japonismus in Europa
Der Maler Claude Monet, der dieses Ölgemälde 1886 als Naturbetrachtung gemalt hat, war ein Bewunderer der japanischen Kultur. Er hatte für sich privat eine Sammlung japanischer Holzschnitte angelegt, die er zur künstlerischen Inspiration benutzte. In Frankreich war der "Japonismus" Ende des 19. Jahrhunderts zur populären Modeerscheinung geworden. Pariser Kunsthändler verdienten damit viel Geld.
Vorliebe für freie Natur
Der Maler Édouard Manet (1832-1883) war zu seiner Zeit mehr als Flaneur und für seine großstädtischen Impressionen aus Paris bekannt. Für sein Gemälde "Junge mit Blumen" (1876) kehrte Manet der Stadt den Rücken und ging raus in die freie Natur. Die neue Einfachheit, die Konzentration auf den Menschen in der Natur als Motiv war auch fernöstlichen Inspirationsquellen zu verdanken.
Japans Liebe zum Impressionismus
Umgekehrt übernahmen die japanischen Künstler die europäische Malweise der Impressionisten und übertrugen sie in ihren fernöstlichen Kulturkreis. Als Motive wählten sie allerdings Frauen, Kinder und Alltagsszenen aus ihrer Heimat Japan. Nur der Stil erinnert stark an die europäische Malerei des 19. Jahrhunderts, wie hier das Ölgemälde "Ausruhen unter einem Baum" (1898) von Seiki Kuroda.
Rodin und der Japonismus
Französische Künstler, wie der Bildhauer Auguste Rodin (1840-1917), ließen sich vom Japonismus stark inspirieren. Die Welle als Motiv japanischer Holzschnitte taucht in Rodins Werk häufig auf - aber mit europäischen Augen in Bildhauerei übersetzt. Japanische Sammler, wie den Industriellen Kojiro Matsukata, zog das sehr an. In seiner hochkarätigen Sammlung befinden sich 59 Plastiken von Rodin.
Begegnungen mit Hanako
Auguste Rodin ließ sich auch gern von schönen Frauen inspirieren. Sein Lieblings-Modell Hanako, eine junge japanische Schauspielerin, lebte in der Zeit auch in Paris. Als Büste in Bronze und Gips hat er sie allein 58 Mal verewigt und unzählige Zeichnungen von ihr angefertigt.
Freunde der Kunst
Japanische Industrielle gehörten um 1900 zu den eifrigsten Sammlern französischer Impressionisten, die selbst stark von japanischer Kunst beeinflusst waren. Der Geschäftsmann Matsukata, Präsident der Kawasaki-Werft, war eng mit dem Maler Claude Monet (2. von links) befreundet und kaufte Bilder direkt aus seinem Atelier. Hier seine Nichte Takeko im Kimono zu Besuch bei der Familie Monet.
Meditative Naturbetrachtung
Von diesem Ölgemälde des japanischen Malers Shigeru Aoki "Meereslandschaft, Mera" (1904) gibt es ein sehr ähnliches Bildpendant von Claude Monet: "Belle-Île, Regeneffekt" (1886). Die kontemplative Malerei in der freien Natur, die Beschäftigung mit Naturphänomenen wie Regen, Schnee und Meer sind in beiden Kulturen zu Hause. In den japanischen Holzschnitten war das lange vorher Tradition.
Akademische Aktmalerei
Die japanischen Künstler lernten in ihren Studienaufenthalten in Frankreich auch die Tradition der akademischen Aktmalerei kennen. An einer Kunstakademie, vor allem im Paris der Jahrhundertwende, mussten angehende Künstler im Atelier zuerst Proportionen und Maßsystem des menschlichen Körpers studieren. Ins Freie gingen die wenigsten. Diese Arbeit des japanischen Malers Sotaro Yasui entstand 1931.
Begeisterung für westliche Kunst
Die großen Kollektionen der früheren japanischen Kunstsammler bereichern heute die Museumslandschaft Japans. Die Sammlung Matsukata, die den Zweiten Weltkrieg ausgelagert in Paris überstanden hatte, kehrte nach der Beschlagnahmung erst im Jahr 1958 zurück. Mit der Auflage, ein Museum dafür zu bauen. 1959 wurde das "Nationalmuseum für Westliche Kunst" in Tokio eröffnet, das viele Besucher anzieht.
Dialog der Künstler
Zwei Gemälde, ähnliche Motive: Édouard Manets "Spaziergang" (rechts, um 1880) zeigt eine elegante junge Dame beim Flanieren durch den Park. Der japanische Maler Shintaro Yamashita, der zu Studienzwecken lange in Paris gelebt hatte, wählte für sein Gemälde "Lesende Frau" (1908) eine "exotisch" anmutende Europäerin als Motiv. Die Werke sind bis 21.02.2016 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.