Kulturgüter warten auf Versand
Europäische Museen tun sich oft schwer mit der Rückgabe von Kulturgütern aus der Kolonialzeit. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wagte nun einen Vorstoß. Die Zahl der Objekte ist hoch - auch in Deutschland.
Königliche Statuen
Diese drei Totems, halb Menschengestalt, halb Tier, befinden sich in den Sammlungen des Pariser Museums für außereuropäische Kunst Quai Branly. Das westafrikanische Königreich Dahomey, aus dem sie stammen, war Vorgänger der heutigen Republik Benin. Die frühere französische Kolonie hat die Artefakte als Beutekunst deklariert und 2016 eine Forderung auf Rückgabe gestellt, die Frankreich ablehnte.
Die Masken der Dogon
Auch die Masken der Dogon sind im Besitz des Musée du Quai Branly. Sie stammen aus dem heutigen Mali und gelangten infolge einer Expedition Anfang der 1930er nach Frankreich. Ihre Formensprache wurde von Künstlern wie Picasso bis Baselitz übernommen. Berichte von Forschungsreisenden belegen die Ruchlosigkeit, mit der die Einheimischen überlistet wurden.
Kraftfiguren aus dem Kongo
Die Augen sind weit aufgerissen, der Körper ist mit Nägeln übersät: Der Mangaaka, eine Kraftfigur aus dem Kongo, sollte um 1880 ein afrikanisches Dorf vor den Kolonialmächen schützen. Weltweit existieren nur 17 Figuren, eine von ihnen im Ethnologischen Museum Berlin. Geschätzt befinden sich 90 Prozent des afrikanischen Kulturerbes in Europa.
Kultgott Gu
Der französische General Alfred Amédée Dodds nahm bei der Kolonialisierung Westafrikas eine führende Rolle ein.1892 plünderten seine Leute in Abomey, der Hauptstadt des Königreichs Dahomey, den Palast des Königs Béhanzin. Zu den Objekten gehörte diese Messingstatue des Kultgottes Gu.
König Gézo
Auch Throne und Türen mit Bastreliefs übergab General Dodds dem 1878 zur Weltausstellung Paris errichteten Palais du Trocadéro. Seit 2016 werden die Kulturgüter von Benin beansprucht.
Beschlagnahmte Masken
Der französische General Louis Archinard eroberte im Jahr 1890 Ségou, die Hauptstadt des Königreichs der Toucouleur. Die damals beschlagnahmten Kulturgüter - Schmuck, Waffen und Manuskripte - sind heute in Paris und Le Havre ausgestellt. Bereits seit 1994 fordern die Nachfahren des Reichsgründers 'Umar Tall die Restitution der Objekte. Die Region gehört heute zu Mali.
Nicht nur in Afrika
Die Sammelwut der Europäer endete nicht in Afrika. Der norwegische Seefahrer Johan Adrian Jacobsen reiste um 1880 im Auftrag des Ethnologischen Museums Berlin zum Erwerb von Objekten aus indigenen Kulturen nach Nordamerika. 2018 erfolgte die Rückgabe dieser Grabbeigaben aus Alaska - wegen Grabplünderung. Es war die erste Rückgabe der Stiftung Preußischer Kulturbesitz an eine Herkunftsgesellschaft.