Kuba stimmt über gleichgeschlechtliche Ehe ab
25. September 2022Die kubanische Bevölkerung soll an diesem Sonntag in einem Referendum über ein neues Familiengesetz abstimmen. Der sogenannte Familienkodex sieht unter anderem die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen, der Leihmutterschaft und des Adoptionsrechts für homosexuelle Ehepaare vor. Er soll das bisherige Gesetz von 1975 ersetzen.
Es ist das erste Referendum über eine Gesetzesänderung in dem sozialistischen Inselstaat. Angesichts der großen Unzufriedenheit im Land wegen der Wirtschaftsprobleme könnte der Urnengang ein Protestvotum gegen die Regierung werden. Große Teile der LGBTQ-Community unterstützen das Vorhaben, die katholische Kirche sowie konservative Politiker stellen sich dagegen. Exilierte und in Kuba lebende Oppositionelle werben für ein "Nein" und wollen die Abstimmung dazu nutzen, dem sozialistischen Regime eine Niederlage zuzufügen.
Der Entwurf für die Reform wurde bereits zwischen Februar und April in einer Befragung zur Diskussion gestellt, an der sich nach offiziellen Angaben die Hälfte der Kubanerinnen und Kubaner beteiligte. Die Regierung hat mit massiven Kampagnen in den staatlichen Medien und in sozialen Netzwerken für den Kodex geworben. An vorderster Front hat sich die Tochter des ehemaligen Staatschefs Raúl Castro, Mariela Castro Espín, für die Reform stark gemacht.
Sexuelle Minderheiten wurden verfolgt
Der Inselstaat wäre das 34. Land weltweit und das neunte im katholisch geprägten Lateinamerika, das die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Nach der Revolution von 1959 verfolgte die kubanische Regierung lange Zeit eine ausgesprochen homophobe Politik. Sexuelle Minderheiten wurden verfolgt, verloren ihren Arbeitsplatz und wurden in Arbeitslager gesteckt.
Der Revolutionsführer Fidel Castro bezeichnete Homosexualität als eine bürgerliche Sünde der kapitalistischen Gesellschaft. Später entschuldigte er sich dafür. 1979 begann ein Liberalisierungsprozess.
nob/sti (dpa, afp, epd)