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Kritik an Merkel

4. Mai 2011

In einem Statement nach der amerikanischen Kommando-Aktion gegen Osama bin Laden hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gesagt, sie freue sich, dass der Anführer der Al Kaida getötet ist. Dafür erntet sie nun massive Kritik.

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Bundeskanzlerin Merkel am Rednerpult, neben ihr die Deutschland-Fahne (Foto: dpad)
Statement Merkels im Kanzleramt zum Tod bin LadensBild: dapd

"Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten." Dieser Satz von Angela Merkel, gesprochen am 02.05.2011 vor Journalisten im Berliner Kanzleramt, hat der Bundeskanzlerin viel Widerspruch eingebracht - von der Opposition, seitens der Kirchen und sogar in den eigenen, christdemokratischen Reihen.

Opposition: Das verbietet sich im Rechtsstaat

Die Fraktionsvorsitzende der oppositionellen Grünen im Bundestag, Renate Künast, sagte zu der Äußerung von Angela Merkel: "In einem Rechtsstaat kann sich eine Kanzlerin als Vertreterin des Landes auch nicht über den Tod eines Verbrechers freuen. Das verbietet sich einfach."

Künasts Fraktionskollegin Katrin Göring-Eckhardt, die als Präses der Synode auch eines der höchsten Leitungsämter der Evangelischen Kirche in Deutschland bekleidet, wird in der "Berliner Zeitung" mit den Worten zitiert: "Als Christin kann ich nur sagen, dass es kein Grund zum Feiern ist, wenn jemand gezielt getötet wird."

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der größten Oppositionspartei, der Sozialdemokrat und Amerika-Kenner Gernot Erler, sagte im ZDF-Fernsehen: "Man kann Verständnis äußern für die Freude der Opfer und der Opfernation, in diesem Fall Amerika. Aber sich selbst freuen, dafür habe ich nicht so recht Verständnis."

Kritik auch aus der eigenen Partei

Militärbischof Franz-Josef Overbeck (Foto: dpa)
Kein Tod ist Grund zur Freude, meint Militärbischof Franz-Josef OverbeckBild: picture alliance/dpa

Das Verständnis fehlt auch einigen in Merkels eigenen, christdemokratischen Reihen. Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ingrid Fischbach erklärte gegenüber der "Berliner Zeitung": "Aus christlicher Sicht ist es sicher nicht angemessen, Freude über die gezielte Tötung eines Menschen und über dessen Tod zu äußern." Ihr Fraktionskollege Thomas Dörflinger, wie Fischbach Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, ergänzte, er fühle "Erleichterung, dass Osama kein Unheil mehr anrichten kann. Freude nicht unbedingt".

Überraschend deutlich ging der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck auf Distanz zu Merkel. Gegenüber der Essener WAZ-Zeitungsgruppe sagte er: "Jeder Tod eines Menschen, erst recht, wenn wir das als Christen sagen, ist niemals Grund sich zu freuen. Sondern, und das gilt für jeden Menschen: Ein Tod ist immer ein Ende, wo wir Gott um Vergebung und Erbarmen bitten."

Auch aus Merkels eigener, evangelischer Kirche gab es Kritik. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, wandte sich gegenüber dem Evangelischen Pressedienst dagegen, den Tod eines Menschen mit dem Gefühl der Freude zu verbinden.

Autor: Peter Stützle

Redaktion: Kay-Alexander Scholz