Krisenland Nordrhein-Westfalen
An diesem Sonntag bestimmen die Menschen in NRW bei der Landtagswahl, wer die Probleme ihres Landes anpacken soll. Und davon gibt es mehr als genug.
Baustelle innere Sicherheit
Chaos und Gewaltexzesse - dafür steht seit Silvester 2015 der Kölner Hauptbahnhof. Innere Sicherheit ist dementsprechend eines der Top-Themen im derzeitigen Wahlkampf. Denn die Polizei war in Köln völlig überfordert, als hunderte hauptsächlich aus Nordafrika stammende Männer zahlreiche Sexualdelikte begingen. Mehr als 1100 Anzeigen gingen danach ein.
Anis Amri in NRW
Auch er steht für das Versagen der Sicherheitskräfte des Landes: Anis Amri. Denn bevor der Tunesier am 19.12.2016 in Berlin einen Lastwagen in den Berliner Weihnachtsmarkt steuerte und zwölf Menschen tötete, lebte er lange Zeit in Nordrhein-Westfalen und wurde dort auch von den Behörden beobachtet. Allerdings reagierte offenbar niemand auf die Warnungen des Landeskriminalamtes.
Wer hat versagt?
In der Kritik steht vor allem Innenminister Ralf Jäger - hier mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Ein Untersuchungsausschuss im Landtag soll derzeit klären, wieso Amri unter zahlreichen Identitäten ungehindert in NRW leben konnte und ob nicht eine frühzeitige Abschiebung möglich gewesen wäre.
Das Land gegen "HoGeSa"
Als 2015 die "Hooligans gegen Salafisten" in Köln für Chaos sorgten, war das auch kein Ruhmesblatt für die nordrhein-westfälische Polizei. Den Ordnungshütern fehlt es schlicht an Personal. Die Landesregierung arbeitet seit ihrem Antritt 2010 zwar an dem Problem, bislang aber nicht mit durchschlagendem Erfolg.
Loveparade 2010
Ein ganz anderer Fall von Sicherheitsversagen in NRW war die Loveparade. Bei einer Massenpanik starben 21 Menschen. Im Anschluss eröffnete die Staatsanwaltschaft Duisburg Verfahren gegen zahlreiche Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Im Jahr 2017 wurde das Verfahren zugelassen. Die Frage ist unter anderem, ob die Loveparade überhaupt auf dem Gelände hätte stattfinden dürfen.
Baustelle Integration
Auch in Duisburg: Der Stadtteil Marxloh steht stellvertretend für viele, ganz andere Probleme in NRW. Vor allem für den Niedergang der städtebaulichen Substanz und für Probleme bei der Integration von Migranten.
Islamunterricht an Schulen
Eine Lösung, um die Integration zu verbessern: Der seit 2012 eingeführte Islamunterricht. Hier ist Nordrhein-Westfalen Vorreiter. Damit soll der muslimische Religionsunterricht aus den Hinterzimmern der Moscheen geholt werden - rein in die Schulen und in die staatliche Hand.
Bruchbude Schule
Überhaupt, die Schulen. Sie sind ein Riesenproblem für NRW, denn immer mehr Gebäude verfallen. Aus manchen Orten wird berichtet, dass sich viele Schüler nicht mehr auf die Toilette trauen, weil die Anlagen zu verdreckt seien.
Standortnachteil Schlagloch
Auch die Qualität der Straßen und Brücken in Nordrhein-Westfalen lässt zu einem großem Teil zu wünschen übrig. Das bekommen vor allem jene zu spüren, die auf eine gute Infrastruktur angewiesen sind - etwa das Handwerk und die vielen Pendler.
"Tief im Westen...
... wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt." Das sang 1984 Herbert Grönemeyer, der in Bochum aufwuchs, über seine Heimat. Doch schon damals war nichts mehr wirklich gut im Land der Fördertürme. Der jahrzehntelange Niedergang der Kohleindustrie hat das Ruhrgebiet ausgelaugt.
Bangende Kumpel
Viel zu spät reagierte das Land auf die billige Kohle aus dem Ausland und die vielen anderen Gefahren für den Bergbau. Seit den 1950er Jahren schon bangen Bergleute in NRW um ihre Jobs - in einigen Jahren ist vermutlich auch in der letzten Zeche Schicht im Schacht. Das Ende einer Ära.
Gelebter Strukturwandel
Heute sind im Ruhrgebiet rund 11 Prozent der Menschen arbeitslos. Den Niedergang als Chance begreifen - das macht das Ruhrgebiet aber auch. 2010 war die Region Kulturhauptstadt Europas, mit der Zeche Zollverein in Essen als Zentrum.
Eine Bank kollabiert
Und auch sie steht für ein negatives Kapitel NRW-Geschichte: Die Landesbank "WestLB" musste 2012 schließen. Die Belastungen aus der Finanzkrise bedeuteten für die ohnehin durch Skandale geschüttelte Bank den Todesstoß.
Auf dem absteigenden Ast
Als wenn das alles nicht reichen würde, sind in den vergangenen Jahren auch viele Fußballclubs aus dem Westen in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Traditionsclubs wie Essen, Oberhausen, Wattenscheid und Uerdingen sind nur viert- oder fünftklassig. Immerhin: Vereine wie Schalke, Dortmund, Leverkusen, Gladbach und Köln spielen weiter ganz oben mit.