1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kriegszustand am 38. Breitengrad

23. November 2010

Die Grenze zwischen Nord- und Südkorea ist die am schärfsten bewachte und undurchlässigste Grenze auf diesem Globus. Nach dem Ende des Koreakrieges wurde dort eine entmilitarisierte Zone eingerichtet.

https://p.dw.com/p/QFwC
Grenzposten (Foto: AP)
Gut bewacht: entmilitarisierte Zone KoreasBild: AP

Auf der koreanischen Halbinsel leben die rund 70 Millionen Einwohner seit 60 Jahren in einem schwelenden Kriegszustand. Seit dem Ende des Koreakrieges, der zwischen 1950 und 1953 bis zu vier Millionen Menschen das Leben kostete, besteht zwischen dem kommunistischen Norden und dem demokratischen Süden ein brüchiger Waffenstillstand. Beide Seiten sind hochgerüstet. Allein 28.000 US- Soldaten sind im südlichen Teil der koreanischen Halbinsel stationiert. Die beiden verfeindeten Teilstaaten sind auf 250 Kilometern durch eine entmilitarisierte Zone entlang der Waffenstillstandsgrenze vom 27. Juli 1953 von einander getrennt. Die südkoreanische Hauptstadt Seoul liegt nur 50 Kilometer südlich dieser eigentlich temporär gedachten Demarkationslinie.

Immer wieder Auseinandersetzungen

Eine von den Vereinten Nationen zum Ende des Koreakrieges 1953 einseitig gezogene Seegrenze zwischen beiden Staaten wird von der Regierung in Pjöngjang nicht anerkannt. Immer wieder kam es in den letzten Jahren deshalb zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Zuletzt hatten sich die Spannungen im März zugespitzt, nachdem das südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan" mit 46 Matrosen an Bord von einem nordkoreanischen Torpedo versenkt wurde. Dies hatten jedenfalls internationale Ermittlungen ergeben. Nordkorea hat bis heute jedoch jede Verantwortung für den bislang schwersten Zwischenfall seit dem Ende des Koreakrieges zurückgewiesen.

Kriegsschiff wird von einem Kran geborgen (Foto: AP)
Die Cheonan sorgte für eine weitere Eskalation zwischen den koreanischen StaatenBild: AP

Nach dem Ende des kalten Krieges gab es wiederholt Annäherungsversuche zwischen beiden Seiten. Es war die Phase der sogenannten Sonnenscheinpolitik, die mit den Atomtestversuchen Nordkoreas 2009 und dem Zwischenfall um die Korvette "Cheonan" endgültig zu Ende ging. Erst im Mai hatte Südkorea alle Handelsbeziehungen zum feindlichen Bruder abgebrochen. Die Regierung in Pjöngjang führte daraufhin erneut Nuklearexperimente durch, wie Luftproben internationaler Wissenschaftler ergaben.

Kräftemessen auf beiden Seiten

Die Waffenstillstandslinie am 38. Breitengrad ist deshalb bis heute eine unüberwindliche Grenze. Jahrzehnte lang gab es weder Telefon noch Briefverbindungen, keine Wirtschaftsbeziehungen oder kulturellen Austausch. Bis heute glaubt man in Nordkorea an eine Politik der Stärke. Mit dem Atompotenzial im Rücken, will man die USA und den Süden zu Verhandlungen über einen Friedensvertrag und eine gegenseitige Anerkennung zwingen. Der Süden vertraut auf die Schutzmacht USA und darauf, dass die exportabhängige Großmacht China keinen Krieg in ihrem Vorhof dulden würde. Obwohl die Armee des Nordens mit 1,2 Millionen Soldaten fast doppelt so stark ist wie die des Südens, wäre sie deren technischer Überlegenheit wahrscheinlich nicht gewachsen. Immer wieder droht Nordkorea dem Süden dennoch mit einem totalen Krieg. Anzeichen für eine Mobilmachung gibt es bisher aber nicht.

Autor: Daniel Scheschkewitz

Redaktion: Sabine Faber