Kreml: Taliban sollen Menschenrechte achten
20. Oktober 2021Die Taliban müssten damit beginnen, die Erwartungen der internationalen Gemeinschaft hinsichtlich der Menschenrechte zu erfüllen, führte der Afghanistan-Beauftragte des Kreml, Samir Kabulow, bei einer von Moskau organisierten internationalen Konferenz zur Lage in Afghanistan aus.
Zudem rief die russische Regierung zu internationaler Hilfen für Afghanistan auf. Außenminister Sergej Lawrow sagte bei dem Moskauer Treffen: "Wir sind überzeugt, dass es an der Zeit ist, die Ressourcen der internationalen Gemeinschaft zu mobilisieren, um Kabul mit effektiven humanitären Hilfen zu versorgen."
An den Gesprächen nahmen Vertreter Chinas, des Iran, Indiens und mehrerer asiatischer Staaten teil, die zur ehemaligen Sowjetunion gehörten. Die USA reisten mit Verweis auf technische Gründe nicht an, sagten ihre Teilnahme an künftigen Treffen aber zu.
Die Konferenz ist Teil des russischen Bemühens, den Einfluss in der Region nach dem Abzug der USA aus Afghanistan auszubauen. Moskau fürchtet eine Destabilisierung Zentralasiens, etwa durch neue Fluchtbewegungen oder durch Anschläge von Islamisten.
Lawrow: Terroranschläge verhindern
Man rufe die Taliban auf, die Nutzung Afghanistans als Basis für Angriffe auf andere Länder zu verhindern, so Lawrow und lobte: "Wir nehmen ihre Bemühungen zur Stabilisierung der militärischen und politischen Situation wahr."
Russland sei zufrieden mit der Zusammenarbeit afghanischer Behörden beim Schutz von Russen. Die Anerkennung der neuen Machthaber in Kabul hänge aber von der Umsetzung von Versprechen ab, wie zum Beispiel die Beteiligung politischer Gruppen und verschiedener Ethnien an der Regierung. Lawrow ließ allerdings offen, wie groß der Hilfsbedarf Afghanistans ist und welchen Beitrag Russland leisten will.
Nach dem Abzug der internationalen NATO-Truppen hatten die militant-islamistischen Taliban weite Teile des Landes erobert. Mitte August zogen sie kampflos in die Hauptstadt Kabul ein. Ihre Regierung, die ausschließlich aus Männern besteht, sieht sich mit zahlreichen Problemen konfrontiert und bemüht sich deshalb um internationale Anerkennung.
Nach Angaben der Vereinten Nationen zeichnet sich eine schwere humanitäre Krise ab. Demnach steht die Wirtschaft kurz vor dem Kollaps. Eine Dürre und der anstehende Winter mit steigenden Preisen verschärfen die Situation weiter. Die UN sehen zudem eine starke Fluchtbewegung innerhalb Afghanistans und möglicherweise auch über die Grenzen hinaus, wenn nicht dringend Geld zur Versorgung der Menschen bereitgestellt wird.
uh/ehl (rtr, afp, dpa)