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Kostenlose E-Books für Afrika

Daniel Pelz5. August 2016

Ein Studium ist mit hohen Kosten verbunden - auch in Afrika. Die dänische Firma Bookboon schafft Abhilfe mit kostenlosen E-Books. Für Studenten eine große Hilfe - aber keine Lösung für Afrikas Bildungsmisere.

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Kayode Sowole aus Lagos arbeitet an seinem Laptop (Foto: PIUS UTOMI EKPEI/AFP/Getty Images)
Bild: Pius Utomi Ekpei/AFP/Getty Images

Vor zwei Jahren war Abdul Karimu auf der Suche. "Ich brauchte Bücher über IT-Technologien und Programmieren", erzählt der 22-jährige Absolvent der Hochschule für Journalismus in Accra. Einfach ins nächste Geschäft zu gehen, schied aus. "Viele Buchläden haben die Bücher nicht, die wir brauchen. Oder sie sind sehr teuer", erzählt er. Das gilt für Karimus Heimat Ghana genauso wie für Südafrika: Die Universität Kapstadt empfiehlt potenziellen Studenten beispielsweise, rund 900 Euro pro Jahr für Bücher einzuplanen.

"Ich habe dann im Internet nach kostenlosen Büchern gesucht", erzählt Karimu. Und er wurde fündig. Bei Bookboon, 2005 in Kopenhagen gegründet. Fünf Millionen Studierende aus Afrika laden jedes Jahr Bücher von der Webseite herunter. In manchen Teilen Afrikas sind E-Books schon jetzt das Lehrmittel der Wahl: Laut einer aktuellen Studie aus Kenia nutzen dort 73 Prozent aller Studenten im vierten Studienjahr E-Books.

Bookboon sei Dank. "Wir haben brandneue Bücher im Angebot. Sie werden exklusiv von Professoren geschrieben, die die Idee der kostenlosen Bildung weltweit unterstützen wollen", sagt Bookboon-Chef Thomas Buus Madsen.

Finanziert durch Anzeigen

Der Däne stellt aber klar: Seine Firma ist kein Wohlfahrtsunternehmen. Madsen und sein Team wollen Gewinne erwirtschaften. Die Bücher werden durch Anzeigen finanziert. Doch welche Firma will Werbung in Afrika machen? In vielen Ländern fehlt noch immer eine zahlungskräftige, konsumfreudige Mittelklasse.

"Unsere Anzeigenkunden sind Firmen, die neue Arbeitskräfte werben wollen. Oder Universitäten sponsern die Bücher. Die Anzeigen sind alle karriere- oder bildungsorientiert. Konsumorientierte Werbung haben wir nicht", sagt Madsen im DW-Gespräch.

Studenten in der Universität Garissa/Kenia, 2016 (Foto: REUTERS/Thomas Mukoya)
Ohne Lehrmaterial geht es nicht: Studenten in NordkeniaBild: Reuters/T. Mukoya

Begrenztes Portfolio

Bookboon mag vielen Studierenden das Leben leichter machen. Eine Lösung der Bildungskrise in Afrika bietet das Unternehmen aber nicht. Der E-Book-Anbieter aus Kopenhagen hat nur Bücher im kostenlosen Angebot, die exklusiv für ihn geschrieben wurden. Standardwerke aus anderen Verlagen sind nicht über Bookboon verfügbar - sind aber in vielen Studiengängen Pflichtlektüre. Und: Das Themenfeld ist eingeschränkt.

"Als Journalismus-Student hätte ich mir mehr Bücher über Geistes- und Sozialwissenschaften gewünscht", sagt Abdel Karimu aus Ghana. Bookboon deckt Themengebiete wie Naturwissenschaften, Mathematik, Wirtschaft, Soft Skills oder auch Informatik ab. Bücher aus dem Bereich Sozial- oder Geisteswissenschaften sind auf der Homepage nicht zu finden.

Internetprobleme?

Und: Wer E-Books haben will, braucht auch Internet. "Ein Grund, warum es eine hohe E-Book-Nutzung gibt, ist der einfache Zugang zu Ressourcen durch Internetverbindungen in den Universitäten, vor allem durch W-Lan-Netze", stellt die E-Book-Studie aus Kenia fest. Auch mobiles Internet ist in Kenia billig: Schon 2013 hatte der Mobilfunkanbieter Safaricom 13 Millionen Nutzer für seine mobilen Internetangebote. Doch in vielen anderen Ländern Afrikas gibt es diese Möglichkeiten nicht.

Das weiß auch das Team in Kopenhagen - und bemüht sich, Abhilfe zu schaffen: "Die Nutzer können unsere E-Books herunterladen, lokal speichern und lokal lesen. Sie brauchen keinen ständigen Internetzugang", sagt Bookboon-Chef Madsen.

Screenshot Bookboon
Der Onlineauftritt von BookboonBild: bookboon.com